Hier können Sie einen Blick ins Buch "Irgendwas mit Mode" von Susanne Pavlovic werfen.
Erhältlich auf http://fachbuecher7-24.de/buch/irgendwas-mit-berufswahl.html
8. Kapitel 1.0
1.0
Magnet Modebranche
Magnet Modebranche
Manuel ist siebzehn Jahre alt und hat gerade seine Mittlere Reife mit einem soliden
Zweierschnitt geschaft. Von Schule hat er erst mal genug: Er will endlich ins Berufsleben starten. Der lebhafte, redegewandte junge Mann kann sich nicht vorstellen, den ganzen Tag im Büro hinter dem Computer zu sitzen. Er braucht Menschen
um sich, Action, Bewegung – und wenn er mal wieder, wie seine Freunde es formulieren, einem Eskimo einen Kühlschrank fürs Iglu verkaufen kann, ist er glücklich.
Wenn Manuel so richtig in Fahrt kommt, zieht Melanie die Fühler ein. Weil
Melanie eine Figur hat, die sie mit der üblichen industriell hergestellten Kleidung
immer wieder vor Probleme stellt, hat sie schon früh angefangen, sich Kleidungsstücke selbst zu schneidern. Die ruhige, konzentrierte Arbeit an der Maschine liegt
ihr. Sie liebt es, zuzusehen, wie ein Kleidungsstück Gestalt annimmt. Auch eigene
Entwürfe hat sie schon umgesetzt – mit wechselndem Erfolg, aber sie bleibt dran.
Patrizia zeichnet gerne. Am liebsten Architektur, Fassaden oder Brücken, aber sie
hat sich auch schon an futuristischen Maschinen versucht. Als Kind war sie verrückt nach Lego. Mit zwölf hat sie ihren ersten Lego-Roboter gebaut und programmiert, und heute noch hat sie Spaß an technischen Herausforderungen und
in der Schule einen Förderkurs belegt. Sie weiß, dass sie das konzentrierte, gemeinschaftliche Tüfteln im Physikraum der Schule sehr vermissen wird, wenn sie erst
einmal ihr Abitur hat.
Schön, werden Sie sich fragen, und was haben diese drei völlig fremden Jugendlichen nun mit mir zu tun? Ganz einfach: Alle drei haben, wie Sie selbst, die besten
Chancen, in der Modebranche den Beruf fürs Leben zu inden.
Manuel ist im Einzelhandel gut aufgehoben. Hier kann er seine Kontaktfreudigkeit
ausnutzen und sich, wenn der Ehrgeiz ihn packt, später einmal selbstständig machen. Modeilialisten mit „jungem“ Sortiment und einem jugendlichen, eher lippigen Gesamtkonzept wären für ihn genau das richtige Umfeld.
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10. Kapitel 2.1
Design in der Modebranche
2.1 Design
Designer/in Kostüm (Kostümbildner/in)
Beginnen wir nicht in der Mitte, sondern am Rand. Natürlich denken wir beim
Stichwort „Mode“ zuerst an Jeans, verschiedene Rocklängen oder Stiefel. Aber
auch Korsetts, Rüschenhemden, Krinolinen und gepuderte Perücken sind Mode:
nur eben die Mode vergangener Jahrhunderte. Kostümdesigner, oder landläuig
Kostümbildner, sind Experten für die Mode von früher, wie sie uns gelegentlich
in Film- oder heaterproduktionen begegnen. Doch auch außerhalb historischer
Filme sind Kostümbildner/innen am Werk: Sie statten Schauspieler mit allem aus,
was zwischen Raumanzug und Strickjacke mit Kamelmuster liegt.
WAS? Als Kostümbildner/in haben Sie es in der Hand, wie die Darsteller später
im Film oder Werbespot wirken. Passend zur jeweiligen Produktion entwerfen Sie
die Kleidung der Darsteller – das kann vom lockeren Sport-Outit für einen neuen
Fitness-Werbespot bis hin zur ausladenden Barockrobe für eine heaterproduktion
reichen. Von ersten Skizzen über Detailzeichnungen bis hin zum fertigen Kleidungsstück arbeiten Sie eng mit der Regie und den Kollegen bei der Maske und
ggf. im Bühnenbild zusammen. Sie fertigen die Kleidungsstücke nach Maß für die
Darsteller und organisieren auch Zubehör wie Hüte oder Taschen.
In der Schneiderei koordinieren Sie die Arbeitsabläufe. Gibt es einen Fundus, sind
Sie für die Plege und Ordnung zuständig. Auch Reparaturen von Kostümen fallen
in Ihren Zuständigkeitsbereich. Anfragen aus der Regie können Sie nicht aus der
Ruhe bringen: auch wenn am besten gestern eine Massenszene mit antiken Griechen gedreht werden soll, wissen Sie sofort, wie man ein billiges Laken so schlingt,
dass es später aussieht wie ein exklusiver altgriechischer Wickelrock.
WO? Kostümbildner/innen werden überall gebraucht, wo es darum geht, Schauspieler für ihre Rolle auszustatten: natürlich am heater und beim Film, aber auch
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11. in der Werbung. Dort arbeiten sie viel mit Bühnenbildnern, Maskenbildnern und
der Regie zusammen. Auch Schneider/innen und Näher/innen gehören zum Team.
Kostümbildner/innen sollten nicht lesefaul sein: In den meisten Bereichen gehört
es zum Alltag, Drehbücher, Skripte oder Literaturvorlagen zu lesen. Auch die
Recherche und Lektüre von Hintergrundinformationen kann nötig sein, wenn man
die südfranzösische Frauenmode des ausgehenden vierzehnten Jahrhunderts mal
nicht direkt vor Augen hat, zum Beispiel, weil man noch mit griechischen Wickelröcken beschäftigt ist.
WER? In der Kostümbildnerei sind Sie richtig, wenn Sie Spaß daran haben, sich
immer wieder neue Arbeitsfelder und Hintergründe zu erschließen. Lebenslanges
Lernen steht hier im Mittelpunkt. Natürlich müssen Sie Freude am Umgang mit
Stofen und Farbe haben und eine ausgeprägte kreative Ader mitbringen. Handwerkliches Geschick, Zeichenkenntnisse und Flexibilität sind ebenfalls sehr gefragt.
Viele Kostümbildner sind freiberulich tätig und werden für einzelne Produktionen
gebucht. Festanstellungen werden immer seltener. Damit sollten Sie als Kostümbildner/in umgehen können.
WIE?
Kostümdesign ist ein Studiengang, der an vielen Filmfachschulen und
Filmhochschulen angeboten wird. In der Ausrichtung zum heater kann man auch
einen kombinierten Studiengang Bühnenbild und Kostümbild belegen. Die Ausbildung dauert zwischen 8 und 10 Semestern. Zugangsvoraussetzungen ist das Abitur oder die Fachhochschulreife.
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12. Bonuskapitel
Interview
Das Interview
Susanne Pavlovic im Gespräch mit Barbara Denker, Bereichsleiterin der Berulichen Schule Nürnberg B 5 – Fachrichtung
Textil/Bekleidung
B 5, das steht für Beruliche Schule, Direktorat Nr. 5, in Nürnberg. B5 steht aber
gleichzeitig für die Chance auf einen erstklassigen Start in die Berufswelt Mode.
Schulabgänger/innen mit verschiedenen Abschlüssen können sich hier um einen
Ausbildungsplatz als Änderungsschneider/in, Modeschneider/in, Modenäher/in
oder Bekleidungstechnische/r Assistent/in bewerben. Für „abgeschlossene“ Modeoder Maßschneider/innen besteht die Möglichkeit einer Weiterbildung zur Bekleidungstechniker/in.
In der „Modeabteilung“ des imposanten Altbaus bin ich mit Frau Barbara Denker
verabredet, der Bereichsleiterin Textil/Bekleidung. Schon auf dem Weg durch Treppenhaus und Flure bewundere ich die großformatigen Modezeichnungen, die in
schlichten Rahmen die Wände schmücken. Von ausgelippt bis klassisch, schwarzweiß bis pfauenbunt, statisch bis dynamisch ist alles vertreten, was die Fantasie
anregt.
Frau Denker selbst ist anzumerken, mit wie viel Leidenschaft und Engagement
sie ihre Aufgaben wahrnimmt. In einem ausführlichen Gespräch beantwortet sie
mir meine zahlreichen Fragen und bringt mich zum Staunen, unter anderem mit
der Anmerkung, alle Bilder an den Wänden seien von Schülern und Schülerinnen
gezeichnet worden, die vor Antritt ihrer Ausbildung nie einen Zeichenstift in der
Hand gehabt hätten.
Susanne Pavlovic: Worin liegen die Vorteile einer schulischen Ausbildung z.B. zur
Änderungsschneiderin, wie Sie sie hier im Hause anbieten, im Vergleich zu einer
dualen Ausbildung?
Barbara Denker: Wir sind hier sehr darauf bedacht, unsere Auszubildenden
individuell zu betreuen. Wir kennen die Stärken und Fähigkeiten jeder einzel-
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13. nen Schülerin, aber auch die Gebiete, auf denen sie mehr Unterstützung braucht.
Unser Ziel ist es, jede Schülerin umfassend zu fördern, um ihr den bestmöglichen Abschluss zu ermöglichen. Ist sie hier mit ihrer Ausbildung fertig, hat sie
einen IHK-Abschluss in der Hand, mit dem sie sich überall bewerben kann.
Außerdem sind wir hier, anders als in der freien Wirtschaft, keinen ökonomischen
Interessen unterworfen. Die Schülerinnen lernen, was sie im Berufsleben brauchen,
unabhängig von der Auftragslage. Sie können sich auch viel freier entfalten, mehr
ausprobieren, ihre Grenzen austesten, ohne auf Kundenwünsche oder wirtschaftlichen Erfolg achten zu müssen. Das kommt später im Berufsleben noch früh genug.
Susanne Pavlovic: Wie leisten Sie den praktischen Anteil der Ausbildung?
Barbara Denker: Der indet komplett hier an der Schule statt. In unseren Stundenplänen sind 18 Wochenstunden, Minimum, an praktischer Arbeit enthalten.
Hier im Haus haben wir Werkstätten, die jeden Bedarf abdecken. Im ersten Ausbildungsjahr wird dann wirklich nur genäht – das verstehen wir unter einer gründlichen, fundierten Ausbildung. Hier unterscheiden wir uns auch gerade im Bereich
der Modenäherin von dem, was die Industrie an Ausbildungsinhalten anbietet.
Zum einen ist in der Industrie die Handarbeit weitgehend von der Serienfertigung verdrängt worden – die Auszubildenden dort lernen also, wie man Maschinen
bedient, aber nicht, wie man ein Hemd näht. Zum anderen herrscht dort überwiegend Akkordarbeit: da näht man also mal an einem Tag zweihundert Reißverschlüsse ein, und das ist deutlich weniger befriedigend, als ein Werkstück von
Anfang bis Ende selbst zu fertigen.
Gleichzeitig gibt es aber auch immer weniger Ausbildungsplätze in der Industrie,
weil zunehmend Standorte ins Ausland verlegt werden.
Susanne Pavlovic: Stichwort Globalisierung…
Barbara Denker: Genau. Derzeit gibt es deutschlandweit in der Bekleidungsindustrie noch etwa 30.000 Jobs.
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15. Kapitel 3.2
Beispielhafte Weiterbildungen
3.
Ausgewählte Studiengänge und Weiterbildungen in Deutschland im Bereich Mode
3.1
Ausgewählte Studiengänge in Deutschland
Wer eine Hochschulzugangsberechtigung besitzt, kann im Bereich Mode eine
Vielzahl von Studienmöglichkeiten wählen, wie die folgende Übersicht am Beispiel „Modedesign“ zeigt:
studienort
studiengang/-fach
Berlin
Hochschule für Technik
und Wirtschaft Berlin
Modedesign (Bachelor
of Arts)
Berlin
Hochschule für Technik
und Wirtschaft Berlin
Modedesign (Master of
Arts)
Berlin
Kunsthochschule BerlinWeißensee Hochschule
für Gestaltung
Modedesign (Bachelor
of Arts)
Berlin
Kunsthochschule BerlinWeißensee Hochschule
für Gestaltung
Modedesign (Master of
Arts)
Berlin
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Hochschule
MEDIADESIGN Hochschule für Design und
Informatik
Modedesign (Bachelor
of Arts)
16. Buchreihe für Berufseinsteiger
...
Wie verschiedene Untersuchungen zeigen, wissen
viele Schüler und Berufswähler, bis kurz vor oder nach
dem Abschluss nicht, welchen Beruf oder welches
Studium sie ergreifen sollen. Viele haben oftmals nur
vage Vorstellungen. „I CH MÖCHTE IRGENDWAS MIT…
MACHEN“ ist eine häuig gehörte Aussage.
Hier setzen unsere Informationen an. Die Reihe
„Irgendwas mit … „ liefert eine fundierte und übersichtliche Hilfe sowie vielfältige Informationen für alle,
die vor einer Berufswahlentscheidung stehen oder sich
über einen bestimmten Berufsbereich oder ein Interessengebiet näher informieren wollen.
Neben den Vorlieben und Neigungen, die man mitbringen sollte, werden die Anforderungen als „hard
facts“ genannt. Anschließend werden die relevanten
Erstausbildungen (anerkannte Ausbildungsberufe, Berufsfachschulberufe, Studiengänge) kurz beschrieben.
Dabei ergeben sich oftmals überraschende Erkenntnisse und Einblicke. Die Beschreibung aktueller Spezialberufe und Key-Jobs liefert zusätzlich ein facettenreiches Bild des Berufsfeldes. Die Nennung der wichtigsten Fortbildungen und Weiterbildungsbereiche
runden schließlich das breite Informationsangebot ab.
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17. „Und?
Was willst du nach der Schule machen?“
„Och… irgendwas mit Mode…“
...
Damit diese Antwort in Zukunft viel genauer ausfällt, gibt es diesen Ratgeber. Auf
128 Seiten informiert er umfassend über alle Möglichkeiten im Berufsfeld Mode,
über Zugangsvoraussetzungen, den Berufsalltag und die Möglichkeiten zur Weiterbildung. In lockerem Plauderton vermittelt die Autorin fundiertes Wissen über alle
Bereiche der Branche, sodass „Irgendwas mit…“ bei den Leserinnen und Lesern bald
durch eine konkrete Berufsvorstellung ersetzt werden kann.
Susanne Pavlovic, Jahrgang 1972, ist Lehrerin und
Autorin. Seit über zehn Jahren berät sie Jugendliche in der schwierigen Phase der Berufsindung.
Für ein jugendliches Publikum schreibt sie, seit sie
selbst nicht mehr zu ihrer eigenen Zielgruppe gehört.
www.edition-aumann.de