Berner Fachhochschule
Architektur, Holz und Bau
Prof. Dr.-Ing. habil. Dr. h. c.
Professor für Produktion und Logistik
Unberechenbarer Kunde droht mit individuellem Auftrag - Möbelproduktion in Zeiten der vernetzten Informationsgesellschaft
1. ZOW Essentials 2012 , Bad Salzuflen, 08.02.2012
„Herausforderungen für die Möbelproduktion von morgen“
Unberechenbarer Kunde droht mit
individuellem Auftrag – Möbelproduktion in
Zeiten der vernetzten Informationsgesellschaft
Prof. Dr.-Ing. habil. Dr. h. c. Thomas Stautmeister, Berner Fachhochschule 1
2. Unberechenbarer Kunde droht mit individuellem Auftrag –
Möbelproduktion in Zeiten der vernetzten Informationsgesellschaft
Vorstellung Thomas Stautmeister (52)
- seit 1985 abgeschlossene universitäre Ausbildung (Automatisierungstechnik)
- seit 1988 in der Möbelindustrie tätig
- seit 1991 Gründer und Geschäftsführender Gesellschafter der INNOTECH Holztechno-
logien GmbH (Technologieberatung, Technologieentwicklung, Softwareentwicklung)
über 250 Mandate in Holz verarbeitenden, Möbel herstellenden und Bauelemente
herstellenden Unternehmen und bei deren Zulieferern und Handel
- bis 2001 berufsbegleitende Promotion und Habilitation
- seit 2004 Professor an der Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau (Biel)
Verfahrens- und Fertigungstechnik, Produktion und Logistik
Spezialgebiet: Reorganisation und Gestaltung flexibler und automatisierter
Fertigungssysteme in der Holzbearbeitung und Möbelherstellung
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3. Unberechenbarer Kunde droht mit individuellem Auftrag –
Möbelproduktion in Zeiten der vernetzten Informationsgesellschaft
Gliederung
- Veränderte Kundenerwartungen (was?)
Kriterien und Ausgangssituation
neue Erwartungen
- Anforderungen an den Produktionsbetrieb (wie?)
Auftragsgenerierung
Ausrüstungen und Produktionslogistik
- Ableitbare Investitionsstrategie (womit?)
Auftragssteuerung und Automatisierung
Transformation der Fertigungsgestaltung
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4. Unberechenbarer Kunde droht mit individuellem Auftrag –
Möbelproduktion in Zeiten der vernetzten Informationsgesellschaft
Kriterium Ausgangssituation bisher
Qualität Status- / Imagefaktor
Funktionalitäten Identifikationsfaktor
Kunden
Design / Stil Identitätsfaktor
- Kriterien
- Erwartungen Preis Qualität hat ihren Preis
Kaufentscheidung beratungsempfänglich
Anforderungen
- Auftrag Lieferzeit Wartebereitschaft
- Fertigung Reichweite regional, lokal
Investitions- Erneuerungsrate situationsgebunden
strategie Marktstruktur Sinusgruppen
- Auftrag
- Fertigung
Beeinflussbarkeit Vorbilder und Beispiele,
kontextorientiert
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5. Unberechenbarer Kunde droht mit individuellem Auftrag –
Möbelproduktion in Zeiten der vernetzten Informationsgesellschaft
Kriterium Ausgangssituation Neue Erwartungen
Qualität Status- / Imagefaktor Wird vorausgesetzt
Funktionalitäten Identifikationsfaktor Je mehr, um so besser
Kunden
Design / Stil Identitätsfaktor Mix, erlaubt ist was passt
- Kriterien
- Erwartungen Preis Qualität hat ihren Preis Vergleichsmentalität
Kaufentscheidung beratungsempfänglich möglichst unabhängig
Anforderungen
- Auftrag Lieferzeit Wartebereitschaft Verfügbarkeit entscheidet
- Fertigung Reichweite regional, lokal global, international
Investitions- Erneuerungsrate situationsgebunden modeaffin, mobil
strategie Marktstruktur Sinusgruppen individualisiert, atomisiert
- Auftrag
- Fertigung
Beeinflussbarkeit Vorbilder und Beispiele, Globale Informationen, Em-
kontextorientiert pfehlungen, eventorientiert
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6. Unberechenbarer Kunde droht mit individuellem Auftrag –
Möbelproduktion in Zeiten der vernetzten Informationsgesellschaft
Handlungsbedarf:
Kriterium Ausgangssituation Neue Erwartungen
Qualität Status- / Imagefaktor Wird vorausgesetzt
Funktionalitäten Identifikationsfaktor Je mehr, um so besser
Kunden
Design / Stil Identitätsfaktor Mix, erlaubt ist was passt
- Kriterien
- Erwartungen Preis Qualität hat ihren Preis Vergleichsmentalität
Kaufentscheidung beratungsempfänglich möglichst unabhängig
Anforderungen
- Auftrag Lieferzeit Wartebereitschaft Verfügbarkeit entscheidet
- Fertigung Reichweite regional, lokal global, international
Investitions- Erneuerungsrate situationsgebunden modeaffin, mobil
strategie Marktstruktur Sinusgruppen individualisiert, atomisiert
- Auftrag
- Fertigung
Beeinflussbarkeit Vorbilder und Beispiele, Globale Informationen, Em-
kontextorientiert pfehlungen, eventorientiert
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7. Unberechenbarer Kunde droht mit individuellem Auftrag –
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Was ist zu tun?
Ausrichtung des Unternehmens an den Werten der Kunden.
- Individualisierbarkeit und Flexibilität steigern (Uniformität verlassen)
Kunden - Vergleichbarkeit reduzieren (Individualität nutzen)
- Kriterien
- Kunden in die Planung einbeziehen (Identifikation erzeugen)
- Erwartungen
- neue Medien nutzen (Empfehlungsmarketing als Kanal nutzen)
- Reichweite erhöhen (Mobilität nutzen)
Anforderungen
- Informationen globaler bereitstellen (Export fördern)
- Auftrag
- Fertigung - Kosten und Durchlaufzeit senken (Preis und Verfügbarkeit verbessern)
Investitions-
strategie Der Handel treibt den mobilen Kunden durch bestehendes Beratungsniveau
- Auftrag und starre Kojenpräsentation in das Internet. Also sollte der Hersteller das
- Fertigung Internet als neuen Kanal zur Information, Kundenintegration, Reichweite-
steigerung und Kaufreizgenerierung adäquat, aktiv und individuell nutzen.
(= eigener Beitrag der Hersteller zur Gebrauchergewinnung)
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8. Unberechenbarer Kunde droht mit individuellem Auftrag –
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Auftragsgenerierung durch individuelle Produktgestaltung
Individualisierbarkeit und Flexibilität steigern (Uniformität verlassen), dadurch
Vergleichbarkeit reduzieren (Individualitätsstreben nutzen) und Kunden in die
Planung einbeziehen (Identifikation erzeugen)
Der Endkunde will seine Produktvariante selbst und individuell mobil generieren
Kunden
können. Er kann dabei durch integrierte Intelligenz bei der (für ihn) optimalen
- Kriterien
Preis- und Ausprägungsfindung unterstützt (gesteuert) werden. Die Produkte
- Erwartungen
müssen vollständig parametrierbar sein.
Anforderungen Die Aktivitäten der Softwarenutzung für die Auftragserfassung müssen auf die
- Auftrag endkundenzentrierte Auftragsgenerierung erweitert werden.
- Fertigung
Der Markt fordert bereits heute zahlreiche Modellvarianten. Entwickeln mit
Investitions- System (statt entwickeln von Systemen) hilft, die Bauteilvielfalt
strategie (verwendbare Gleichteile) teilweise zu reduzieren.
- Auftrag
- Fertigung Aber: Mehr Funktionalitäten erhöhen die Bauteilvielfalt (und den
Bearbeitungsbedarf auf individuell zu beschickenden CNC-BAZ) zukünftig
weiter.
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9. Unberechenbarer Kunde droht mit individuellem Auftrag –
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Auftragsgenerierung durch Mobilisierung neuer Kanäle
Nutzung neuer Medien (Empfehlungsmarketing als Kanal nutzen), Erhöhung der
Reichweite (Mobilität nutzen), globale Informationsbereitstellung (Export
fördern)
Mobil nutzbare Kommunikationskanäle (Plattformen) basieren auf der
Kunden
Gruppenbildung. Dieser Kanal kann zur Meinungsbildung genutzt werden.
- Kriterien
- Erwartungen
Unternehmen können ein neues Marketingfeld (Social Media) nutzen.
Bestandskundenpflege um Endkundengenerierung ergänzen.
Anforderungen
- Auftrag Die zunehmende Mobilität generiert automatisch „Produktbotschafter“.
- Fertigung Die Nutzung neuer Medien und mobiler Endgeräte ist eine globale Erscheinung.
Sie unterstützen daher auch das Eindringen in Exportmärkte.
Investitions-
strategie Die neuen Medien verschärfen den Wettbewerb global (durch die virtuelle
- Auftrag Verfügbarkeit beliebiger Produkte), sie bieten aber auch eine Chance zur
- Fertigung Erhöhung der eigenen Reichweite. In Folge entsteht die Möglichkeit der
Hersteller, sich noch besser auf ihre Stärken zu konzentrieren.
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10. Unberechenbarer Kunde droht mit individuellem Auftrag –
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Weiterentwicklung der Fertigungsstrukturen
Kosten und Durchlaufzeit senken (Preis und Verfügbarkeit verbessern)
Bisherige, übliche Orientierung der Investitionen ist auf Erhöhung der
Produktivität (Vorschub), Einsparung von Prozessschritten (neue Verfahren) und
Einsparung von manuellen Beschickzeiten (automatische Beschickung, Verkettung
Kunden ausgerichtet.
- Kriterien
- Erwartungen Auf diesem Weg werden 5 – 10% der Durchlaufzeit beeinflusst. Die
- Automatisierung der Transport und Sortierprozesse,
Anforderungen - das Vermeiden von Liegezeiten,
- Auftrag - die permanente bzw. JIT-Verfügbarkeit von Zulieferteilen,
- Fertigung - automatisiertes Beschicken und Rüsten von BAZ,
- damit möglicher Mehrschichtbetrieb und
Investitions- - die auf Bauteile ausgerichtete Optimierung der Reihenfolge
strategie ermöglichen es, trotz steigender Bauteilvielfalt die Durchlaufzeit der Aufträge um
- Auftrag bis zu 20% zu reduzieren (Quelle: eigene Falluntersuchungen).
- Fertigung
Die Entwicklung hin zur individuellen Fertigung erfordert den Einsatz von
dynamischen, wissensbasierten Planungssystemen für die Bestimmung der
Bearbeitungsreihenfolgen in Vorfertigung, Montage und Versand.
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11. Unberechenbarer Kunde droht mit individuellem Auftrag –
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Der Endkunde oder Handel kann täglich 24 h an 7 Tagen pro Woche gra-fisch
basiert individuelle Produkte generieren. Sie werden dabei automatisch unterstützt
und erzeugen automatisch den richtigen Parametersatz.
Bei individuellerem und ggfls. per Internet generiertem Auftragsportfolio ändert
sich die Prozesssituation ständig. Damit funktionieren herkömmliche Planungs- und
Kunden Optimierungswerkzeuge nicht mehr (Lösung einer Differentialgleichung mit
- Kriterien unendlichem Zeithorizont).
- Erwartungen
Der Fertigungszustand wird permanent und in Echtzeit erfasst und abge-bildet
Anforderungen (on-line BDE, Einzelteilkennzeichnung, - verfolgung und –steuerung)
- Auftrag Die heutige Periodenplanung wird durch modellbasierte Simulations-systeme
- Produktion mit permanenter Anpassungsmöglichkeit (z. B. mit genetischen Algorithmen)
ersetzt werden. Die konkrete Reihenfolgesteuerung erfolgt nicht durch den Werker,
Investitions- sondern übergeordnet unmittelbar vor Ausführung.
strategie
- Auftrag Es kommen hybride, mehrstufige Optimierungssysteme zum Einsatz:
- Fertigung - Auftragsgesteuerte Optimierung der Versandreihenfolge,
- Baugruppenorientierte Optimierung der Montagereihenfolge,
- Bauteilorientierte Optimierung der Vorfertigungsreihenfolge.
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12. Unberechenbarer Kunde droht mit individuellem Auftrag –
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Der Anteil an automatisch rüstbaren CNC-BAZ in der Fertigung steigt weiter.
Diese werden mit Robotern beschickt und dadurch zu flexiblen Fertigungszellen.
Das „Beobachten“ der CNC-Bearbeitung durch Bediener entfällt. Der mannlose
Betrieb gewinnt an Bedeutung.
Knickarmroboter werden schrittweise zu flexiblen 6- und 7-Achsmaschinen für
Kunden die mechanische Bearbeitung individueller Bauteile mutieren.
- Kriterien
- Erwartungen Die Programmiersysteme für CNC-Maschinen und Roboter nähern sich immer
mehr an und ermöglichen eine regelbasierte und parametrierbare, automatische
Anforderungen Steuerprogrammgenerierung.
- Auftrag
- Fertigung Automatisierte Qualitätskontroll- und –bewertungstechniken reduzieren die
Notwendigkeit der Bedienerpräsenz weiter.
Investitions-
strategie Automatisierte Bauteillager ermöglichen den Einzelbauteilzugriff.
- Auftrag
- Fertigung Automatisierte Transportfahrzeuge transportieren und verteilen die Bauteile und
organisieren gleichzeitig die automatisierte Lagerverwaltung.
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Vielen Dank für Ihr Interesse!
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