Weitere ähnliche Inhalte Ähnlich wie Youth, we can! - Politische Partizipation Jugendlicher im Social Web (20) Youth, we can! - Politische Partizipation Jugendlicher im Social Web1. Youth We Can?
Politische Partizipation Jugendlicher im Social Web
//re:publica 2010 Bastian Dietz
Freitag, 16. April 2010 1
2. Einführung
„Bildung kommt von
Bildschirm
und nicht von Buch,
sonst hieße es ja Buchung.“
Dieter Hildebrandt, deutscher Kabarettist
Freitag, 16. April 2010 2
3. Was ist politische Partizipation?
Freizeitverhalten
Jugendlicher
Engagement
Politische
Partizipation
© Bastian Dietz | www.bastian-dietz.de 3
Freitag, 16. April 2010 3
4. Engagement
Engagement ist ein Segment von Freizeitaktivität, das mit einer
sozialen oder politischen Orientierung oder für andere Menschen
ausgeübt wird.
In dieser pro-sozialen Orientierung unterscheidet sich Engagment
von anderen Freizeitaktivitäten. Die Forschung zeigt: Jugendliche
differenzieren aber nicht zwischen hedonistischem und
altruistischem Freizeitverhalten:
Jugendliches Engagment zeichnet sich vielmehr
dadurch aus, dass die Engagierten diese
Entscheidung (altruistisch/hedonistisch) nicht
vornehmen.
© Bastian Dietz | www.bastian-dietz.de 4
Freitag, 16. April 2010 4
5. Politische Partizipation
Engagementformen, die sich auf politische Ziele und Inhalte
ausrichten bezeichnet man als politische Partizipation.
(vgl. Gille u.a. 2006)
Für junge Menschen ist weniger das Ziel wichtig, sondern die
soziale Tätigkeit:
Es gibt einen fließenden Übergang zwischen Teilhabe
an Freizeitangeboten, sozialem Engagement und
politischer Partizipation.
(vgl. Gaiser 2006, S.222)
© Bastian Dietz | www.bastian-dietz.de 5
Freitag, 16. April 2010 5
6. Politische Partizipation:
Rechtsgrundlagen
Kinder und Jugendliche haben als Grundrechtsträger eigene
Rechte auf Selbstbestimmung, Beteiligung an sie betreffenden
Entscheidungen und Schutz des Staates.
Rechtsgrundlagen sind darüber hinaus
- die UN-Kinderrechtskonvention
- SGB VIII - Kinder- und Jugendhilfegesetz
- Ländergesetze (z.B. SGB VIII-Ausführungsgesetze)
- Kommunales Recht (z.B. Gemeindeverordnungen)
Besonderheit: Wahlrecht
>>> Wahlalterabsenkung (www.waehlen-ab-14.de)
© Bastian Dietz | www.bastian-dietz.de 6
Freitag, 16. April 2010 6
7. Politische Partizipation:
Jetzt auch Social Web !?
Doing Democracy (John Dewey):
Partizipation, Beteiligung oder Teilhabe ist wichtig, denn eine
Demokratie lebt von ihrer praktischen Umsetzung durch jeden
Einzelnen, vom Mitmachen.
re:Socialising Democracy
Je mehr sich das Leben von Menschen digital abspielt, um so
sinnvoller ist (politische) Partizipation im Social Web. Denn hier
finden sich die relevanten Themen, Räume und Menschen sowie
die notwendigen Werkzeuge.
© Bastian Dietz | www.bastian-dietz.de 7
Freitag, 16. April 2010 7
9. 15. Shell Jugendstudie 2006:
Engagement für andere
33% der Jugendlichen geben an „oft“und 42% „gelegentlich“
aktiv für soziale oder gesellschaftliche Zwecke zu sein.
Die Aktivitäten aus „gehobenen“ Herkunftsschichten sind
häufiger
Persönlich befriedigende Aktivitäten im Umfeld und nicht
ideologische Konzepte prägen das Handeln von jungen Menschen
© Bastian Dietz | www.bastian-dietz.de 9
Freitag, 16. April 2010 9
10. 15. Shell Jugendstudie 2006:
Politische Aussagen
Interesse an Politik zwar gestiegen, aber weiter niedrig.
Erhöhtes Vertrauen in die parteiunabhängigen Institutionen wie
Polizei und Justiz.
Mäßiges Vertrauen in die Bundesregierung und in die Kirchen
Das geringste Vertrauen bekommen die politischen Parteien.
Grundlegende Werte der Demokratie sind jedoch anerkannt und
unstrittig.
Politik stellt heute keinen eindeutigen Bezugspunkt dar, an dem
Jugendlichen sich orientieren oder persönliche Identität
gewinnen: „Engagement ja, Politik vielleicht, Parteipolitik nein.“
© Bastian Dietz | www.bastian-dietz.de 10
Freitag, 16. April 2010 10
13. Shell Jugendstudien: Pol. Interesse
“Ich bin politisch interessiert.”
60,0 57%
55%
47%
45,0
43%
39%
30,0 34%
15,0
0
1984 1991 1996 1999
2002
2006
Freitag, 16. April 2010 12
14. Politisches Interesse Jugenlicher
Das politische Interesse Jugendlicher unterliegt ebenso
gesellschaftlichen Schwankungen wie das Erwachsener.
Wissenschaftliche Studien, aber auch die Praxis zeigen, dass das
politische Interesse zwischen 14 und 16 Jahren am höchsten ist
und dann von 16 bis Mitte 20 absinkt.
(Gründe: Schulischer Prüfungsdruck, Ausbildung, Privates,...)
Dilemma: Junge Menschen sollen sich für Politik interessieren,
haben aber offiziell nicht das Recht mitzumachen.
© Bastian Dietz | www.bastian-dietz.de 13
Freitag, 16. April 2010 13
15. Mitgliedschaft in Parteien
Engagementformen wie Mitgliedschaft oder Übernahme eines
Parteiamts sind immer weniger vorstellbar.
(vgl. Gille u.a. 2006, S. 245)
Projektbezogenheit: Lockere, punktuelle Partizipationsformen
beliebter - vor allem bei politischen Themen.
Die Engagierten nutzen oft klassische UND projektbezogene
Formen von Partizipation.
© Bastian Dietz | www.bastian-dietz.de 14
Freitag, 16. April 2010 14
16. Mitgliedschaft in Jugendverbänden
36 % der 14-27-jährigen sind Mitglieder einer Jugendorganisation im
weitesten Sinn
Sportverein 64 %
Kirche 12 %
Feuerwehr / THW 8%
Freizeit / Geselligkeit 8%
Musikverein 7%
Partei 4%
Aber was sagt das aus?
© Bastian Dietz | www.bastian-dietz.de 15
Freitag, 16. April 2010 15
17. Aktivität
„Aktivität“ ist oft ein besserer Indikator für politische Partizipation
als „Mitgliedschaft“. Bei Demos, Foren, Aktionen und sogar vielen
Jugendgruppen kann man mitmachen, ohne offiziell Mitglied zu
sein.
Aktivitätsmessung über eine Sonderauswertung der PISA-Studie
mit 9. Klassen:
>>> ca. 68 % der 15jährigen sind als aktiv zu bezeichnen und
erreichbar über Angebote von Jugendarbeit, etc.
© Bastian Dietz | www.bastian-dietz.de 16
Freitag, 16. April 2010 16
20. Formen von Pseudo-Partizipation
Mitgliedschaft (nur auf dem Papier oder z.B. ohne selbst zu
wissen, dass man Mitglied ist)
Malwettbewerbe, Preisausschreiben, etc. (Marketing)
Postkartenaktionen „Schreib uns Deine Meinung“ (Marketing)
„Jugend ins Rathaus“ (ohne echte Diskussion von Anliegen)
Bürgermeister als Jugendbeauftragter
„Toter Briefkasten“ für Feedback
Junge Menschen nur „mitdenken“ (z.B. bei Spielplatzbau)
© Bastian Dietz | www.bastian-dietz.de 19
Freitag, 16. April 2010 19
21. Klassische Formen
echter Partizipation
Politischen Parteien / Jugendorganisationen
Kinder- und Jugendparlamente
Schüler/-innen-Vertretungen
Jugendgruppen, Jugendverbände, Jugendringe
In offenen Formen: z.B. Stadtteilversammlungen, Jugendforen
Projektbezogen (z.B. Zukunftswerkstätten, Workshops)
Beauftragtenmodelle, bei denen haupt- oder ehrenamtliche
Erwachsene bei Verwaltungen oder Gremien für die Interessen
von Kindern und Jugendlichen eintreten
Mitgliedschaften / „Mitmachen“ / „Unterstützen“
Informelle Kontexte
...
© Bastian Dietz | www.bastian-dietz.de 20
Freitag, 16. April 2010 20
23. Handlungstheorie politischer
Partizipation & Bildung im Netz
Handlungskomponente Tätigkeit Beispiele
Identitätsmanagement Zugänglich-Machen Ausfüllen einer Profilseite (z.B. mit politischer
von Aspekten der Einstellung); Erstellen eines eigenen
eigenen Person Podcasts zu einem (politischen) Thema;
Hochladen eines selbst erstellten
Videos über die Teilnahme an einer Demo
Beziehungsmanagement Pflege bestehender Eintrag auf der Pinnwand eines
und Knüpfen neuer Lokalpolitikers; Anfrage auf
Relationen abgeordnetenwatch.de; Aussprechen oder
Annehmen von Kontaktgesuchen;
Verlinken von Medienberichterstattung über
den Jugendtreff
Informationsmanagement Selektieren, Filtern, Taggen einer Aktions-Website; Bewerten
Bewerten und eines Vorschlags für die Neugestaltung eines
Verwalten von Spielplatzes durch Punktevergabe;
Informationen Terminvereinbarung via doodle; Abonnieren
eines RSS-Feeds einer politischen
Organisation
Partizipation ist learning by doing, also auch politische Bildung. Partizipation
im Social Web entwickelt die Demokratie in der Netzgesellschaft weiter.
nach: Schmidt, Jan (2009): Das neue Netz. Merkmale, Praktiken und Folgen des Web 2.0. / modifiziert
© Bastian Dietz | www.bastian-dietz.de 22
Freitag, 16. April 2010 22
25. Partizipationspartner: Organisation
Standardtypischer Webauftritt einer Partei
Quelle: Wimmer, Kathrin (2009): Die Internetkampagnen im Bundestagswahlkampf 2009. München: C.A.P.
© Bastian Dietz | www.bastian-dietz.de 24
Freitag, 16. April 2010 24
28. Partizipationswerkzeuge
Viele Social-Web-Applikationen werden für Partizipation genutzt
(Twitter, Facebook, VZs, YouTube, ...)
Außerdem gibt es noch „sozialen Mitglieder-Netzwerke“ der
Parteien,die bestimmte Mehrwerte / Dienste im Kontext von
Wahlkämpfen bieten. Mitglieder- und Unterstützernetzwerke sind
z.B. MeineKampagne (Grüne), meine SPD, mit mach arena (FDP)
oder das teAM Deutschland (CDU)
Mein Plakat (z.B. Grüne in Kooperation mit 1-2-3-Plakat)
Canvasing-Infos und Tipps (z.B. Die Linke im „Roten Ordner“)
...
© Bastian Dietz | www.bastian-dietz.de 27
Freitag, 16. April 2010 27
50. Beispiel: 60 Sek. Hoffnung (BDKJ)
Videoclip-Wettbewerb zum ÖKT
© Bastian Dietz | www.bastian-dietz.de 49
Freitag, 16. April 2010 49
53. Erste Schritte: Online = Offline
Es gibt bereits erste und gar nicht einmal schlechte Ansätze von
Partizipationsmöglichkeiten für junge Menschen.
Oft werden aber nur Offline-Ideen (z.B. Malwettbewerb) nach Online
umgesetzt (z.B. Videowettbewerb).
Echte Partizipation verbunden mit einer dialogischen,
kommunikativen Öffnung mit all ihren Chancen aber auch Gefahren
wird noch nicht gedacht.
(Hier können Jugendarbeit & Co. noch viel aus dem Bundestags-
Wahlkampf 2009 lernen! z.B. Stichwort „Kontrollverlust“)
© Bastian Dietz | www.bastian-dietz.de 52
Freitag, 16. April 2010 52
54. Angebote machen und
Angebote wahrnehmen
Das Thema politische Partizipation junger Menschen ist bei
verschiedenen Stellen verortet: Jugendorganisationen der Parteien,
Jugendverbände, Jugendringe, DBJR, IJAB, Landes- und
Bundeszentrale für politische Bildung, Politische Stiftungen...
Hier müssen entsprechende Angebote echter Partizipation - von
staatlicher und nichtstaatlicher Seite - gemacht werden, die junge
Menschen wahrnehmen können.
© Bastian Dietz | www.bastian-dietz.de 53
Freitag, 16. April 2010 53
55. 5 Punkte für mehr politische
Partizipationsangebote
1. Das Thema aufgreifen
Jugendliche agieren täglich mit Medien. Trotzdem beschäftigt sich Schule &
Jugendarbeit ständig mit vielen anderen Themen - aber nicht mit Netz- und
Medienthemen. Projektorientierte Medienpädagogik reicht nicht aus!
2. Den Dialog eingehen
Das Social Web lebt von Authentizität, von Personen, vom Dialog. Schulen,
Verbände, Einrichtungen, Pädagogen, Eltern müssen sich öffnen für neue
Formen von Kommunikation und Interaktion, z.B. mit Facebook-Fansites.
3. Das Vorhandene nutzen
Viele Dinge gibt es schon, man muss Sie nur sinnvoll und ohne Angst nutzen.
Das Social Web besteht aus vielen Plattformen und Werkzeugen!
4. Das Naheliegende tun
Ein eigenes Web-Angebot im Social-Web-Standard ist Pflicht, nicht Kür. Anstatt
der x-ten Community kann hier jede Organisation ihre USPs herausstellen.
5. Etwas Neues schaffen
Das Social Web bietet - das zeigen die bereits bestehenden Polit-Werkzeuge -
viele Chancen für neue Angebote & Dienste. Hier können neue spezialisierte
Werkzeuge gebaut werden (z.B. Piratenpartei Berlin: Liquid-Democracy-Tool).
© Bastian Dietz | www.bastian-dietz.de 54
Freitag, 16. April 2010 54
56. Schluss-Statement
Junge Menschen interessieren sich für politische Themen.
Junge Menschen wollen sich engagieren und sie haben - ebenso wie
„Erwachsene“ oder Senioren - die dafür notwendigen Fähigkeiten.
Junge Menschen sind aber in der schwächeren Position, weil sie oft
kein Mitbestimmungs- bzw. Wahlrecht haben. Deshalb brauchen sie
„Partizipationsermöglicher“.
Das Social Web ist DIE Chance, junge Menschen für politische
Themen zu interessieren und in die Mitgestaltung einer
demokratischen Gesellschaft einzubinden.
Diese Chance muss erst noch ergriffen werden!
© Bastian Dietz | www.bastian-dietz.de 55
Freitag, 16. April 2010 55
57. Bastian Dietz
Diplom-Pädagoge (Univ.)
meet Birkerstr. 13, 80636 München
call 0049(0)170-5861230
mail info@bastian-dietz.de
twitter http://www.twitter.com/bastiandietz
facebook http://www.facebook.com/bastiandietz
web http://www.bastian-dietz.de
ingame|wow Alister (80), Khaz‘goroth (EU)
Disclaimer: Ich arbeite als Referent für Interne Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit für den Bayerischen Jugendring KdöR (BJR).
Alle Aussagen in diesem Vortrag entsprechen meiner persönlichen Meinung und sind nicht zwingend die Meinung meines Arbeitgebers.
Danke!
Freitag, 16. April 2010 56