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Digitale Kommunikationskultur(en)?
Kulturell-induzierte Veränderungen des
Internetnutzungsverhaltens
chinesischer Austausch-Studierender in Österreich.
MA KO, Endpräsentation
17.04.2015
Alexander Schimming.
Übersicht
1. Entdeckungszusammenhang
1. Ziel, Forschungsfrage, Relevanz
2. Begriffsdefinitionen
3. Forschungsstand
2. Begründungszusammenhang
1. Theorie
1. Medienkulturen
2. Nationalkulturen
3. Digitalkulturen
4. Kommunikationskulturen
2. Hypothesen
3. Empirie
1. Konzeption
2. Durchführung
3. Ergebnisse
3. Verwertungszusammenhang
1. Forschungsantwort
2. Diskussion und Ausblick
Ziel
Makroebene: Untersuchung des deliberativen und
transkulturellen Potential des Internets
Mesoebene: kulturwissenschaftlicher, politischer und
kommunikationswissenschaftlicher Vergleich zwischen
Österreich und China in Bezug auf ICT&S
Mikroebene: individuelle Veränderungen des
Internetnutzungsverhaltens in einer anderen Kultur
Forschungsfrage
Inwiefern verändert sich das Internetnutzungsverhalten
von chinesischen Austausch-Studierenden in Österreich?
1. Was ist „Internetnutzungsverhalten“?
2. Kommt es grundsätzlich zu Veränderungen des
Internetnutzungsverhaltens?
3. In welchen Bereichen kommt es zu Veränderungen
des Internetnutzungsverhaltens?
4. Welcher Zusammenhang besteht zwischen
Internetnutzungsverhalten, China und Österreich?
5. Warum kommt es zu Veränderungen des
Internetnutzungsverhaltens?
Gesellschaftliche Relevanz
SpiegelOnline, 12.04.2015
Kommunikationswissenschaftliche Relevanz
Begriffsdefinitionen
Die digitale Kommunikationskultur ist die
kommunikative Kultur einer Gruppe von
Individuen, bestehend aus Motiven,
Einstellungen und der daraus folgenden
Praxis, die durch Interaktion mit Hilfe digitaler
Medien konstruiert wird.
Das Internetnutzungsverhalten umfasst
individuelle und kulturelle Motive,
Einstellungen und die daraus folgenden
Praktiken der Nutzung des Internets, digitaler
Medien und deren Zugangsgeräten.
Forschungsstand
• „State of Separation“ von chinesischen Austausch-
Studierenden in Österreich (vgl. Herdin 2014)
• Kulturelle Unterschiede bei der Nutzung digitaler Medien
(Thomas et al. 2005): sowohl innerhalb westlicher Kulturen
und zwischen westlichen und asiatischen Kulturen
• Politische Strukturen haben den meisten Einfluss auf
individuelles Internetnutzungsverhalten (Wallis 2011)
• Fundamentale Unterschiede zwischen chinesischen und
europäischen Internetnutzenden bei Motiven und
(politischen) Einstellungen (vgl. Bolsover 2014)
Theorie: Medienkulturen
„Die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft wird heute zentral
über Medien verhandelt. Ob als Mitglied einer Clique oder einer
Fangruppe, ob als Kriegsgegnerin oder als Aktienbesitzer, als
Mitglied eines Nationalstaates oder der Weltgesellschaft: Medien
und spezifische Formen ihrer Nutzung sind unverzichtbare
Bestandteile zur Konstituierung von Identität(en).“
(Klaus/Lünenborg 2004)
• alle sozialen, politischen und ökonomischen
Vorgänge sind medial: beeinflusst, generiert,
begründet
• Medien konstituieren maßgeblich Identitäten und
soziale Inklusion wie Exklusion
Theorie: Medienkulturen
Medienkulturen sind „solche Kulturen (…), deren primäre
Bedeutungsressourcen mittels technischer
Kommunikationsmedien vermittelt werden und die durch
diese Prozesse auf unterschiedliche, je zu bestimmende
Weise ‚geprägt’ werden.“ (Hepp 2013: 64)
„Medienkulturen werden (...) als spezifisch kulturelle
Verdichtungen angesehen, die sich auf bestimmte Territorien
beziehen.“
(Hepp/Wessler 2011: 45)
Digitalisierung führt
• von nationalen Medienkulturen zu territorialen
Medienkulturen
• zu globalen Medienkulturen?
Theorie: Medienkulturen
„Um die mit der Globalisierung einhergehende
Deterritorialisierung zu fassen, wird ein translokaler
Kulturbegriff notwendig, der Kultur nicht auf ein
Territorium rückbindet.“ (Hepp 2009: 433)
Translokalität als
• Gegensatz zu Territorialität
• Fokus auf die lokale mediale Umwelt
• Aufweichung traditioneller geographischer und
sozialer Konstrukte
• Begrenzung des Globalen (-> Fernsehen)
Doch: die Wirkung des Fernsehens ist nicht
vergleichbar mit der Transkulturalität des Internets
Theorie: Nationalkulturen
„My favorite definition of ‚culture‘ is precisely that its essence
is collective mental programming: it is that part of our
conditioning that we share with other members of our nation,
region, or group but not with members of other nations,
regions, or groups.“ (Hofstede 1983: 72)
Der Anthropologische Management-Ansatz
• untersucht individuelles Wertesystem auf
interkultureller Ebene
• beruht auf jahrelanger empirischer komparativer
Forschung
• wird als teilweise polar kritisiert
• kann Kultur quantifizieren
• ermöglicht direkten kulturellen Vergleich zwischen
Österreich und China
Theorie: Nationalkulturen
• Individualism - Dimension (A: 55, C: 20)
• Power Distance - Dimension (A: 11, C: 80!)
• China politisch als Top-Down-Kultur
• Österreich politisch als Bottom-Up-Kultur
• Uncertainty Avoidance - Dimension (A: 70, C: 30)
• Masculinity - Dimension (A: 79, C: 66)
• Pragmatism - Dimension (A: 60, C: 87)
• Indulgence - Dimension (A: 63, C: 24)
Theorie: Digitalkulturen
„Democracy resides, ultimately, with citizens
who engage in talk with each other.“
(Dahlgren 1997: 149)
Digitale Deliberation in der digitalen Public Sphere?
• Strukturen:
• ökonomische Strukturen reproduzieren sich
• politische Strukturen ändern sich marginal
• Dimension der Repräsentation:
• Inhalte wirken heterogenisierend („Filter Bubble“)
• Dimension der Interaktion
• fundamentale Veränderungen!
Theorie: Digitalkulturen
Historischer Überblick des Internets in China
• 1987: „Across the Great Wall, we can reach every corner in the world“
- erste internationale digitale Verbindung / erste eMail
• 1994: Integration des chinesischen Servernetzwerks in das
internationale / erste chinesische Websites
• 1995: erste public TelCo (ChinaNet), 3.000 Internethaushalte
• 1997: 620.000 Internethaushalte
• 1997: Projekt „Golden Shield“ (Sechs Backbones!)
• 1998 bis heute: Staatlich gesteuerte Marktdiversifizierung, strategisch
geplante und durchgeführte Implementierung politischer
Kontrollstrukturen
Theorie: Digitalkulturen
„In the networked authoritarian state, the single ruling party remains in
control while a wide range of conversations about the country’s problems
nonetheless occurs on websites and social-networking services. The
government follows this online chatter, and sometimes people are able to
use the Internet to call attention to social problems or injustices and even
manage to have an impact on government policies.”
(MacKinnon 2011: 33)
Der Networked Authoritarianism
• politische Strukturen legitimieren sich durch:
• Patriotismus
• Nationalismus
• marktwirtschaftliche Leistung
• Internet Incidents (soziale Problematiken als Auslöser)
• 2003: Sun Zhigang
• erst durch Teilnahme der „legacy media“
wirkungsvoll
Theorie: Digitalkulturen
„Chinese online public discussion and debate of social,
political, and policy issues are well and alive, at least
largely within the expanding boundaries consented to by
the state.” (Jiang 2012: 2)
Die autoritäre Deliberation
• Central Propaganda Spaces
• Government-regulated Commercial Spaces
• Emergent Civic Spaces
• International Deliberative Spaces
• Das Angebot eines Ventils für die öffentliche Meinung, um Ärger
und Probleme über gesellschaftliche Missstände anzuprangern
• Den öffentlichen Diskurs in Bahnen zu lenken und diesen
gegebenenfalls kontrollieren und verändern zu können
• Einen messbaren Einblick in die öffentliche Meinung zu haben
• Die Legitimität der Regierung zu stärken, indem ein offenes und
demokratisches Image, sowohl nach innen, als auch nach außen
aufgebaut wird.
„Instead of being
seen as a potential threat to its authority
by the Chinese government,
the internet is seen as presenting it with
an opportunity to further cement ist legitimacy.“
(Tsui 2003: 66)
Theorie: Kommunikationskulturen
Chinesische Nutzungstrends (vgl. CNNIC 2015)
• Mobile Nutzung steigt rasant
• 2014: 47,9% (557 Millionen)
• Steigende Qualität der Internetnutzung
• politischer Wille der ganzheitlichen Implementierung
• ökonomische Integration
• verändertes interpersonelles Kommunikationsverhalten
• digitaler Markt wird mobiler digitaler Markt
• 247 Millionen YouKu-Mobilnutzende
• Hi-End Smartphones
• Rasant steigende Nutzung von SNIMS
• Social Network Instant Messaging Services (WeChat)
Der durchschnittliche chinesische Internetnutzende ist männlich, studiert, hat eine
Einkommen von 1500 RMB im Monat, lebt in der Stadt und verwendet ein mobiles
Gerät, um das Internet zu nutzen.
Theorie: Kommunikationskulturen
Österreich China
politische und
ökonomische
Strukturen
liberal autoritär
Internetpenetration 82 % 33-65%
mobile Penetration 70 % 85,5 %
Nutzung sozialer
Netzwerke
54,6 % 90 %
Nutzungsvergleich
Makroebene: Thesen
Die nationalkulturelle Domestizierungsthese
Ausgehend von einer nationalkulturellen Perspektive, schreibt die
Domestizierungsthese der Infrastruktur Internet keine globalisierende Funktion
zu, sondern setzt die Kultur als determinierend: das Internet wird in jeder
Nationalkultur unterschiedlich kulturell, politisch, ökonomisch und sozial adaptiert.
Somit entstehen verschiedene nationale digitale Kommunikationskulturen.
Die transkulturelle Konvergenzthese
Ausgehend von einer deterritorialen Perspektive definiert die Konvergenzthese das
Medium Internet als transkulturell kulturdeterminierend und nimmt an, dass
sich durch dessen globale Diffusion eine transnationale digitale
Kommunikationskultur bilden wird.
Hypothesen: Operationalisierung
Das Internetnutzungsverhalten umfasst individuelle und kulturelle Motive
und Einstellungen und die daraus folgenden Praktiken der Nutzung des
Internets, digitaler Medien und deren Zugangsgeräten.
Indikatoren
• Motive:
• Informationsgewinnung
• Interpersonelle Kommunikation
• Unterhaltung
• Einstellungen:
• Perspektive auf die fremde digitale Kommunikationskultur
• Perspektive auf die eigene digitale Kommunikationskultur
• Praktiken:
• Nutzung von Suchmaschinen und Nachrichtenportalen
• Nutzung von SNS und darauf basierender Tools
• Nutzung von Unterhaltungsangeboten wie Spielen, Video- oder Musikplattformen
• Nutzung von Tools zur Umgehung von Zensur- und Kontrollmaßnahmen
• Orte der Internetnutzung
• Geräte der Internetnutzung
Hypothesen: Arbeitshypothesen
H1: Je ausgeprägter die nationalen Unterschiede des Internets
zwischen zwei Ländern, desto geringer die Veränderungen des
Internetnutzungsverhaltens eines Individuums während des
Aufenthalts im anderen Land.
H2: Je geringer die individuelle Freiheit in einer Kultur, desto weniger
Veränderungen in den Einstellungen der Internetnutzung.
H3: Je autoritärer die Strukturen des Internets in der Heimatkultur,
desto geringer die Veränderung der Motive und der Praktiken der
Internetnutzung während des Aufenthalts in einem freiheitlich
strukturierten Land.
Empirie: Konzeption
Ausgangslage: MCM Programm 2013/14
• 20 chinesische Austausch-Studierende / 20 österreichische Austausch-
Studierende
• WiSe 13/14: vier-monatiger Aufenthalt in Österreich, SoSe 14: vier-
monatiger Aufenthalt in Shanghai/China
• Teilnahme an Studium und sozialem Leben
Forschungsablauf:
Phase I: Ankunft in Österreich
Phase II: Aufenthalt in Österreich
Phase III: Rückblick auf Österreich
Phase IV: Aufenthalt in China
Empirie: Empirische Phase I
• Ziel: Grundsätzliche Erhebung eines
Vergleichsstadiums
• Erhebungsmethode: leitfadengestütztes
Gruppeninterview
• Vorteil: kulturelle Spezifika bilden sich vermehrt ab
(vgl. Schnurr 1997)
• Untersuchungseinheiten: neun chinesische
Austausch-Studierende
• Erhebungszeitraum: Zwei Wochen nach Ankunft
• Erhebungsablauf: weich, Tonband-gestützt
• Auswertung: qualitative Inhaltsanalyse
(Zusammenfassung)
Empirie: Empirische Phase I
• Praktiken:
• Hauptsächliche Nutzung von SNIMS
• Hauptsächlich mobiler Zugang
• Hauptsächlich Nutzung zur Unterhaltung
• Motive:
• Hauptfokus: Unterhaltung und interpersonelle Kommunikation
• politische Informationssuche marginal
• Einstellungen:
• Bewusstsein der Kontrolle
• Verständnis und Akzeptanz für Kontrolle in China
• Staat darf Grenzen festsetzen
• drei Stufen der Kontrolle
• teilweise Bereitschaft zur „Jumping the Wall“ gegeben
Empirie: Empirische Phase II
• Ziel: Veränderungen im Internetnutzungsverhalten
• Erhebungsmethode: qualitative teilstandardisierte
Einzelinterviews
• Vorteil: Offenheit und Raum für Neues
• Untersuchungseinheiten: drei chinesische Austausch-
Studierende (ausgewählter biographischer
Hintergrund)
• Erhebungszeitraum: November - Januar
• Erhebungsablauf: weich, Tonband-gestützt
• Auswertung: qualitative Inhaltsanalyse
(Zusammenfassung)
Empirie: Empirische Phase II
• Praktiken:
• Anstieg der mobilen Nutzung
• Veränderungen der Nutzung von Unterhaltungsangeboten
• Veränderungen in der Nutzung von SNS und SNIMS (Facebook, WeChat)
• Veränderungen in der Nutzung von Suchmaschinen
• Motive:
• Informationssuche: mehr informative und akademische Motive
• Interpersonelle Kommunikation: gleichbleibend
• Unterhaltung: verringerte Nutzung
• Einstellungen:
• Auf Österreich:
• hohe Nutzung von eMails
• Smartphones in der Öffentlichkeit
• zeitlich geringere Kommunikation
• Mediensystem pluralistischer als in China
• Auf China:
• differenzierte Aussagen
• Informationsfreiheit im Grunde erstrebenswert, aber Fokus auf sozialer Stabilität sollte
erhalten bleiben
• Tianenmen
Empirie: Empirische Phase III
• Ziel: Abschließendes Stadium, endgültige
Veränderungen
• Erhebungsmethode: leitfadengestütztes
Gruppeninterview
• Vorteil: Gruppen + Einzelinterview
• Untersuchungseinheiten: drei chinesische Austausch-
Studierende
• Erhebungszeitraum: Ende Januar
• Erhebungsablauf: weich, Tonband-gestützt
• Auswertung: qualitative Inhaltsanalyse
(Zusammenfassung)
Empirie: Empirische Phase III
• Praktiken:
• desktop vs. mobil
• Veränderungen in der Nutzung von SNS und SNIMS
• Informationssuche
• interpersonelle Kommunikation
• Suchmaschinen: politische Inhalte
• Motive:
• Informationssuche: mehr politisch
• Interpersonelle Kommunikation: gleichbleibend
• Unterhaltung: verringerte Nutzung, obwohl mehr Zeit
• Einstellungen:
• Auf Österreich:
• mehr schriftlich Kommunikation als in China
• geringes Interesse an Österreich
• Kritik an öffentlicher Wahrnehmung Chinas
Empirie: Empirische Phase IV
• Ziel: digitale Kommunikationskultur in China, Evaluierung
Phasen I-III, Veränderungen
• Erhebungsmethode: Kombination aus ethnographischer
teilnehmender Beobachtung (Ethnographie der
Kommunikation) und qualitativer Selbstbeobachtung
(beobachtende Selbstbeobachtung)
• Vorteil: individuelle sowie kulturelle Perspektive =
gesamtheitlich
• Untersuchungseinheiten: eigener Aufenthalt in
Shanghai/China
• Erhebungszeitraum: März - Juni
• Erhebungsablauf: unstrukturierte Beobachtungsprotokolle,
verdichtete Feldnotizen, Introspektion Tagebuchnotizen
• Auswertung: qualitative Inhaltsanalyse (Kategorie-geleitete
Codierung)
Empirie: Empirische Phase IV
• Praktiken:
• gängige englischsprachige Dienste gesperrt oder sehr langsam
• deutschsprachige Angebote normal erreichbar (Fallbeispiel 4. Juni)
• Motive:
• Informationssuche: schwierig, Veränderungen
• Interpersonelle Kommunikation: Verschiebung auf mobil
• Unterhaltung: gleichbleibend
• Einstellungen:
• Auf China
• erhöhtes Kommunikationsverhalten
• soziale Diskrepanzen
• Bewusstsein der Kontrolle
• erhöhte Kontrolle?
Hypothesen: H1
H1: Je ausgeprägter die nationalen Unterschiede des
Internets zwischen zwei Ländern, desto geringer die
Veränderungen des Internetnutzungsverhaltens eines
Individuums während des Aufenthalts im anderen Land.
• Veränderungen in den Motiven
• blieben grundsätzlich gleich (höchste Veränderung:
Unterhaltung)
• Veränderungen in den Einstellungen
• geringe Veränderungen (soziale Stabilität immer noch auf
gesamtgesellschaftlicher Eben)
• Veränderungen in den Praktiken
• Hohe Veränderungen
H1 muss widerlegt werden, Ergebnis ist aber differenziert zu
betrachten.
Hypothesen: H2
H2: Je geringer die individuelle Freiheit in einer Kultur, desto
weniger Veränderungen in den Einstellungen der
Internetnutzung während des Aufenthalts in einer fremden
Kultur.
• Perspektive auf fremde digitale Kommunikationskultur
• gering
• Unkenntnis gleichbleibend
• Perspektive auf eigene digitale Kommunikationskultur
• Veränderung des Freiheitsbegriffs
• soziale Stabilität höchstes Gut
H2 kann weder bestätigt, noch widerlegt werden.
Hypothesen: H3
H3: Je autoritärer die Strukturen des Internets in der
Heimatkultur, desto geringer die Veränderung der Motive
und der Praktiken der Internetnutzung während des
Aufenthalts in einem freiheitlich strukturierten Land.
• hohe Veränderung in Praktiken
• Suchmaschinen für politische Informationen
• geringe Veränderungen in Motiven
H3 muss widerlegt werden.
Beantwortung der Forschungsfrage
Was ist das Internetnutzungsverhalten?
Motive, Praktiken und Einstellungen
Kommt es zu Veränderungen?
Ja.
In welchen Bereichen?
• Ebene der Praktiken
• Suchmaschinen
• SNIMS, SNS
• Unterhaltungsangebote
• Tools
• keine Veränderung (Umgehung der Zensurmaßnahmen)
• Orte und Zugangsgeräte
Beantwortung der Forschungsfrage
Zusammenhang Veränderungen, Österreich und China
Unterschiede zwischen China und Österreich auf allen Ebenen
politische Strukturen ausschlaggebend
individuelle und kulturelle Homogenisierung vermut-, aber nicht messbar
Gründe der Veränderungen?
Nationalkulturelle Domestizierungsthese konnte widerlegt werden,
transkulturelle Konvergenzthese konnte aber nicht bestätigt werden.
Diskussion und Ausblick
„We should bear in mind that globalization does
not necessarily lead to homogenization.“ (Herdin
2014: 160)
• hohe individuelle Wirkung des Internets
• Homogenität in Praktiken, Heterogenität in
Einstellungen und Motiven
• Politische Strukturen ausschlaggebend:
• deliberatives Potential = autoritäres Potential
• Frage der Steuerung?
• Frage der „Mentalität“?
• Frage der Translokalität?
Diskussion und Ausblick
„Kultur unterläuft einem Wechsel des Flusses
und der Fluss unterläuft einem Wechsel seiner
Richtung“ (Lagerkvist 2009: 370)
• demokratische Herausforderung, denn:
„Chinas Entwicklung wird in anderen
Entwicklungs‐ und Schwellenländern inzwischen
häufig als Gegenmodell zu der
marktwirtschaftlichen Demokratie diskutiert, die
von der Europäischen Union und den
Vereinigten Staaten zur Lösung von
Entwicklungsproblemen vertreten wird.“
(Heilmann 2008: 1)
Vielen Dank!

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DigitaleKommunikationskultur(en)? - MA Präsentation

  • 1. Digitale Kommunikationskultur(en)? Kulturell-induzierte Veränderungen des Internetnutzungsverhaltens chinesischer Austausch-Studierender in Österreich. MA KO, Endpräsentation 17.04.2015 Alexander Schimming.
  • 2. Übersicht 1. Entdeckungszusammenhang 1. Ziel, Forschungsfrage, Relevanz 2. Begriffsdefinitionen 3. Forschungsstand 2. Begründungszusammenhang 1. Theorie 1. Medienkulturen 2. Nationalkulturen 3. Digitalkulturen 4. Kommunikationskulturen 2. Hypothesen 3. Empirie 1. Konzeption 2. Durchführung 3. Ergebnisse 3. Verwertungszusammenhang 1. Forschungsantwort 2. Diskussion und Ausblick
  • 3. Ziel Makroebene: Untersuchung des deliberativen und transkulturellen Potential des Internets Mesoebene: kulturwissenschaftlicher, politischer und kommunikationswissenschaftlicher Vergleich zwischen Österreich und China in Bezug auf ICT&S Mikroebene: individuelle Veränderungen des Internetnutzungsverhaltens in einer anderen Kultur
  • 4. Forschungsfrage Inwiefern verändert sich das Internetnutzungsverhalten von chinesischen Austausch-Studierenden in Österreich? 1. Was ist „Internetnutzungsverhalten“? 2. Kommt es grundsätzlich zu Veränderungen des Internetnutzungsverhaltens? 3. In welchen Bereichen kommt es zu Veränderungen des Internetnutzungsverhaltens? 4. Welcher Zusammenhang besteht zwischen Internetnutzungsverhalten, China und Österreich? 5. Warum kommt es zu Veränderungen des Internetnutzungsverhaltens?
  • 7. Begriffsdefinitionen Die digitale Kommunikationskultur ist die kommunikative Kultur einer Gruppe von Individuen, bestehend aus Motiven, Einstellungen und der daraus folgenden Praxis, die durch Interaktion mit Hilfe digitaler Medien konstruiert wird. Das Internetnutzungsverhalten umfasst individuelle und kulturelle Motive, Einstellungen und die daraus folgenden Praktiken der Nutzung des Internets, digitaler Medien und deren Zugangsgeräten.
  • 8. Forschungsstand • „State of Separation“ von chinesischen Austausch- Studierenden in Österreich (vgl. Herdin 2014) • Kulturelle Unterschiede bei der Nutzung digitaler Medien (Thomas et al. 2005): sowohl innerhalb westlicher Kulturen und zwischen westlichen und asiatischen Kulturen • Politische Strukturen haben den meisten Einfluss auf individuelles Internetnutzungsverhalten (Wallis 2011) • Fundamentale Unterschiede zwischen chinesischen und europäischen Internetnutzenden bei Motiven und (politischen) Einstellungen (vgl. Bolsover 2014)
  • 9. Theorie: Medienkulturen „Die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft wird heute zentral über Medien verhandelt. Ob als Mitglied einer Clique oder einer Fangruppe, ob als Kriegsgegnerin oder als Aktienbesitzer, als Mitglied eines Nationalstaates oder der Weltgesellschaft: Medien und spezifische Formen ihrer Nutzung sind unverzichtbare Bestandteile zur Konstituierung von Identität(en).“ (Klaus/Lünenborg 2004) • alle sozialen, politischen und ökonomischen Vorgänge sind medial: beeinflusst, generiert, begründet • Medien konstituieren maßgeblich Identitäten und soziale Inklusion wie Exklusion
  • 10. Theorie: Medienkulturen Medienkulturen sind „solche Kulturen (…), deren primäre Bedeutungsressourcen mittels technischer Kommunikationsmedien vermittelt werden und die durch diese Prozesse auf unterschiedliche, je zu bestimmende Weise ‚geprägt’ werden.“ (Hepp 2013: 64) „Medienkulturen werden (...) als spezifisch kulturelle Verdichtungen angesehen, die sich auf bestimmte Territorien beziehen.“ (Hepp/Wessler 2011: 45) Digitalisierung führt • von nationalen Medienkulturen zu territorialen Medienkulturen • zu globalen Medienkulturen?
  • 11. Theorie: Medienkulturen „Um die mit der Globalisierung einhergehende Deterritorialisierung zu fassen, wird ein translokaler Kulturbegriff notwendig, der Kultur nicht auf ein Territorium rückbindet.“ (Hepp 2009: 433) Translokalität als • Gegensatz zu Territorialität • Fokus auf die lokale mediale Umwelt • Aufweichung traditioneller geographischer und sozialer Konstrukte • Begrenzung des Globalen (-> Fernsehen) Doch: die Wirkung des Fernsehens ist nicht vergleichbar mit der Transkulturalität des Internets
  • 12. Theorie: Nationalkulturen „My favorite definition of ‚culture‘ is precisely that its essence is collective mental programming: it is that part of our conditioning that we share with other members of our nation, region, or group but not with members of other nations, regions, or groups.“ (Hofstede 1983: 72) Der Anthropologische Management-Ansatz • untersucht individuelles Wertesystem auf interkultureller Ebene • beruht auf jahrelanger empirischer komparativer Forschung • wird als teilweise polar kritisiert • kann Kultur quantifizieren • ermöglicht direkten kulturellen Vergleich zwischen Österreich und China
  • 13. Theorie: Nationalkulturen • Individualism - Dimension (A: 55, C: 20) • Power Distance - Dimension (A: 11, C: 80!) • China politisch als Top-Down-Kultur • Österreich politisch als Bottom-Up-Kultur • Uncertainty Avoidance - Dimension (A: 70, C: 30) • Masculinity - Dimension (A: 79, C: 66) • Pragmatism - Dimension (A: 60, C: 87) • Indulgence - Dimension (A: 63, C: 24)
  • 14. Theorie: Digitalkulturen „Democracy resides, ultimately, with citizens who engage in talk with each other.“ (Dahlgren 1997: 149) Digitale Deliberation in der digitalen Public Sphere? • Strukturen: • ökonomische Strukturen reproduzieren sich • politische Strukturen ändern sich marginal • Dimension der Repräsentation: • Inhalte wirken heterogenisierend („Filter Bubble“) • Dimension der Interaktion • fundamentale Veränderungen!
  • 15. Theorie: Digitalkulturen Historischer Überblick des Internets in China • 1987: „Across the Great Wall, we can reach every corner in the world“ - erste internationale digitale Verbindung / erste eMail • 1994: Integration des chinesischen Servernetzwerks in das internationale / erste chinesische Websites • 1995: erste public TelCo (ChinaNet), 3.000 Internethaushalte • 1997: 620.000 Internethaushalte • 1997: Projekt „Golden Shield“ (Sechs Backbones!) • 1998 bis heute: Staatlich gesteuerte Marktdiversifizierung, strategisch geplante und durchgeführte Implementierung politischer Kontrollstrukturen
  • 16. Theorie: Digitalkulturen „In the networked authoritarian state, the single ruling party remains in control while a wide range of conversations about the country’s problems nonetheless occurs on websites and social-networking services. The government follows this online chatter, and sometimes people are able to use the Internet to call attention to social problems or injustices and even manage to have an impact on government policies.” (MacKinnon 2011: 33) Der Networked Authoritarianism • politische Strukturen legitimieren sich durch: • Patriotismus • Nationalismus • marktwirtschaftliche Leistung • Internet Incidents (soziale Problematiken als Auslöser) • 2003: Sun Zhigang • erst durch Teilnahme der „legacy media“ wirkungsvoll
  • 17. Theorie: Digitalkulturen „Chinese online public discussion and debate of social, political, and policy issues are well and alive, at least largely within the expanding boundaries consented to by the state.” (Jiang 2012: 2) Die autoritäre Deliberation • Central Propaganda Spaces • Government-regulated Commercial Spaces • Emergent Civic Spaces • International Deliberative Spaces • Das Angebot eines Ventils für die öffentliche Meinung, um Ärger und Probleme über gesellschaftliche Missstände anzuprangern • Den öffentlichen Diskurs in Bahnen zu lenken und diesen gegebenenfalls kontrollieren und verändern zu können • Einen messbaren Einblick in die öffentliche Meinung zu haben • Die Legitimität der Regierung zu stärken, indem ein offenes und demokratisches Image, sowohl nach innen, als auch nach außen aufgebaut wird.
  • 18. „Instead of being seen as a potential threat to its authority by the Chinese government, the internet is seen as presenting it with an opportunity to further cement ist legitimacy.“ (Tsui 2003: 66)
  • 19. Theorie: Kommunikationskulturen Chinesische Nutzungstrends (vgl. CNNIC 2015) • Mobile Nutzung steigt rasant • 2014: 47,9% (557 Millionen) • Steigende Qualität der Internetnutzung • politischer Wille der ganzheitlichen Implementierung • ökonomische Integration • verändertes interpersonelles Kommunikationsverhalten • digitaler Markt wird mobiler digitaler Markt • 247 Millionen YouKu-Mobilnutzende • Hi-End Smartphones • Rasant steigende Nutzung von SNIMS • Social Network Instant Messaging Services (WeChat) Der durchschnittliche chinesische Internetnutzende ist männlich, studiert, hat eine Einkommen von 1500 RMB im Monat, lebt in der Stadt und verwendet ein mobiles Gerät, um das Internet zu nutzen.
  • 20. Theorie: Kommunikationskulturen Österreich China politische und ökonomische Strukturen liberal autoritär Internetpenetration 82 % 33-65% mobile Penetration 70 % 85,5 % Nutzung sozialer Netzwerke 54,6 % 90 % Nutzungsvergleich
  • 21. Makroebene: Thesen Die nationalkulturelle Domestizierungsthese Ausgehend von einer nationalkulturellen Perspektive, schreibt die Domestizierungsthese der Infrastruktur Internet keine globalisierende Funktion zu, sondern setzt die Kultur als determinierend: das Internet wird in jeder Nationalkultur unterschiedlich kulturell, politisch, ökonomisch und sozial adaptiert. Somit entstehen verschiedene nationale digitale Kommunikationskulturen. Die transkulturelle Konvergenzthese Ausgehend von einer deterritorialen Perspektive definiert die Konvergenzthese das Medium Internet als transkulturell kulturdeterminierend und nimmt an, dass sich durch dessen globale Diffusion eine transnationale digitale Kommunikationskultur bilden wird.
  • 22. Hypothesen: Operationalisierung Das Internetnutzungsverhalten umfasst individuelle und kulturelle Motive und Einstellungen und die daraus folgenden Praktiken der Nutzung des Internets, digitaler Medien und deren Zugangsgeräten. Indikatoren • Motive: • Informationsgewinnung • Interpersonelle Kommunikation • Unterhaltung • Einstellungen: • Perspektive auf die fremde digitale Kommunikationskultur • Perspektive auf die eigene digitale Kommunikationskultur • Praktiken: • Nutzung von Suchmaschinen und Nachrichtenportalen • Nutzung von SNS und darauf basierender Tools • Nutzung von Unterhaltungsangeboten wie Spielen, Video- oder Musikplattformen • Nutzung von Tools zur Umgehung von Zensur- und Kontrollmaßnahmen • Orte der Internetnutzung • Geräte der Internetnutzung
  • 23. Hypothesen: Arbeitshypothesen H1: Je ausgeprägter die nationalen Unterschiede des Internets zwischen zwei Ländern, desto geringer die Veränderungen des Internetnutzungsverhaltens eines Individuums während des Aufenthalts im anderen Land. H2: Je geringer die individuelle Freiheit in einer Kultur, desto weniger Veränderungen in den Einstellungen der Internetnutzung. H3: Je autoritärer die Strukturen des Internets in der Heimatkultur, desto geringer die Veränderung der Motive und der Praktiken der Internetnutzung während des Aufenthalts in einem freiheitlich strukturierten Land.
  • 24. Empirie: Konzeption Ausgangslage: MCM Programm 2013/14 • 20 chinesische Austausch-Studierende / 20 österreichische Austausch- Studierende • WiSe 13/14: vier-monatiger Aufenthalt in Österreich, SoSe 14: vier- monatiger Aufenthalt in Shanghai/China • Teilnahme an Studium und sozialem Leben Forschungsablauf: Phase I: Ankunft in Österreich Phase II: Aufenthalt in Österreich Phase III: Rückblick auf Österreich Phase IV: Aufenthalt in China
  • 25. Empirie: Empirische Phase I • Ziel: Grundsätzliche Erhebung eines Vergleichsstadiums • Erhebungsmethode: leitfadengestütztes Gruppeninterview • Vorteil: kulturelle Spezifika bilden sich vermehrt ab (vgl. Schnurr 1997) • Untersuchungseinheiten: neun chinesische Austausch-Studierende • Erhebungszeitraum: Zwei Wochen nach Ankunft • Erhebungsablauf: weich, Tonband-gestützt • Auswertung: qualitative Inhaltsanalyse (Zusammenfassung)
  • 26. Empirie: Empirische Phase I • Praktiken: • Hauptsächliche Nutzung von SNIMS • Hauptsächlich mobiler Zugang • Hauptsächlich Nutzung zur Unterhaltung • Motive: • Hauptfokus: Unterhaltung und interpersonelle Kommunikation • politische Informationssuche marginal • Einstellungen: • Bewusstsein der Kontrolle • Verständnis und Akzeptanz für Kontrolle in China • Staat darf Grenzen festsetzen • drei Stufen der Kontrolle • teilweise Bereitschaft zur „Jumping the Wall“ gegeben
  • 27. Empirie: Empirische Phase II • Ziel: Veränderungen im Internetnutzungsverhalten • Erhebungsmethode: qualitative teilstandardisierte Einzelinterviews • Vorteil: Offenheit und Raum für Neues • Untersuchungseinheiten: drei chinesische Austausch- Studierende (ausgewählter biographischer Hintergrund) • Erhebungszeitraum: November - Januar • Erhebungsablauf: weich, Tonband-gestützt • Auswertung: qualitative Inhaltsanalyse (Zusammenfassung)
  • 28. Empirie: Empirische Phase II • Praktiken: • Anstieg der mobilen Nutzung • Veränderungen der Nutzung von Unterhaltungsangeboten • Veränderungen in der Nutzung von SNS und SNIMS (Facebook, WeChat) • Veränderungen in der Nutzung von Suchmaschinen • Motive: • Informationssuche: mehr informative und akademische Motive • Interpersonelle Kommunikation: gleichbleibend • Unterhaltung: verringerte Nutzung • Einstellungen: • Auf Österreich: • hohe Nutzung von eMails • Smartphones in der Öffentlichkeit • zeitlich geringere Kommunikation • Mediensystem pluralistischer als in China • Auf China: • differenzierte Aussagen • Informationsfreiheit im Grunde erstrebenswert, aber Fokus auf sozialer Stabilität sollte erhalten bleiben • Tianenmen
  • 29. Empirie: Empirische Phase III • Ziel: Abschließendes Stadium, endgültige Veränderungen • Erhebungsmethode: leitfadengestütztes Gruppeninterview • Vorteil: Gruppen + Einzelinterview • Untersuchungseinheiten: drei chinesische Austausch- Studierende • Erhebungszeitraum: Ende Januar • Erhebungsablauf: weich, Tonband-gestützt • Auswertung: qualitative Inhaltsanalyse (Zusammenfassung)
  • 30. Empirie: Empirische Phase III • Praktiken: • desktop vs. mobil • Veränderungen in der Nutzung von SNS und SNIMS • Informationssuche • interpersonelle Kommunikation • Suchmaschinen: politische Inhalte • Motive: • Informationssuche: mehr politisch • Interpersonelle Kommunikation: gleichbleibend • Unterhaltung: verringerte Nutzung, obwohl mehr Zeit • Einstellungen: • Auf Österreich: • mehr schriftlich Kommunikation als in China • geringes Interesse an Österreich • Kritik an öffentlicher Wahrnehmung Chinas
  • 31. Empirie: Empirische Phase IV • Ziel: digitale Kommunikationskultur in China, Evaluierung Phasen I-III, Veränderungen • Erhebungsmethode: Kombination aus ethnographischer teilnehmender Beobachtung (Ethnographie der Kommunikation) und qualitativer Selbstbeobachtung (beobachtende Selbstbeobachtung) • Vorteil: individuelle sowie kulturelle Perspektive = gesamtheitlich • Untersuchungseinheiten: eigener Aufenthalt in Shanghai/China • Erhebungszeitraum: März - Juni • Erhebungsablauf: unstrukturierte Beobachtungsprotokolle, verdichtete Feldnotizen, Introspektion Tagebuchnotizen • Auswertung: qualitative Inhaltsanalyse (Kategorie-geleitete Codierung)
  • 32. Empirie: Empirische Phase IV • Praktiken: • gängige englischsprachige Dienste gesperrt oder sehr langsam • deutschsprachige Angebote normal erreichbar (Fallbeispiel 4. Juni) • Motive: • Informationssuche: schwierig, Veränderungen • Interpersonelle Kommunikation: Verschiebung auf mobil • Unterhaltung: gleichbleibend • Einstellungen: • Auf China • erhöhtes Kommunikationsverhalten • soziale Diskrepanzen • Bewusstsein der Kontrolle • erhöhte Kontrolle?
  • 33. Hypothesen: H1 H1: Je ausgeprägter die nationalen Unterschiede des Internets zwischen zwei Ländern, desto geringer die Veränderungen des Internetnutzungsverhaltens eines Individuums während des Aufenthalts im anderen Land. • Veränderungen in den Motiven • blieben grundsätzlich gleich (höchste Veränderung: Unterhaltung) • Veränderungen in den Einstellungen • geringe Veränderungen (soziale Stabilität immer noch auf gesamtgesellschaftlicher Eben) • Veränderungen in den Praktiken • Hohe Veränderungen H1 muss widerlegt werden, Ergebnis ist aber differenziert zu betrachten.
  • 34. Hypothesen: H2 H2: Je geringer die individuelle Freiheit in einer Kultur, desto weniger Veränderungen in den Einstellungen der Internetnutzung während des Aufenthalts in einer fremden Kultur. • Perspektive auf fremde digitale Kommunikationskultur • gering • Unkenntnis gleichbleibend • Perspektive auf eigene digitale Kommunikationskultur • Veränderung des Freiheitsbegriffs • soziale Stabilität höchstes Gut H2 kann weder bestätigt, noch widerlegt werden.
  • 35. Hypothesen: H3 H3: Je autoritärer die Strukturen des Internets in der Heimatkultur, desto geringer die Veränderung der Motive und der Praktiken der Internetnutzung während des Aufenthalts in einem freiheitlich strukturierten Land. • hohe Veränderung in Praktiken • Suchmaschinen für politische Informationen • geringe Veränderungen in Motiven H3 muss widerlegt werden.
  • 36. Beantwortung der Forschungsfrage Was ist das Internetnutzungsverhalten? Motive, Praktiken und Einstellungen Kommt es zu Veränderungen? Ja. In welchen Bereichen? • Ebene der Praktiken • Suchmaschinen • SNIMS, SNS • Unterhaltungsangebote • Tools • keine Veränderung (Umgehung der Zensurmaßnahmen) • Orte und Zugangsgeräte
  • 37. Beantwortung der Forschungsfrage Zusammenhang Veränderungen, Österreich und China Unterschiede zwischen China und Österreich auf allen Ebenen politische Strukturen ausschlaggebend individuelle und kulturelle Homogenisierung vermut-, aber nicht messbar Gründe der Veränderungen? Nationalkulturelle Domestizierungsthese konnte widerlegt werden, transkulturelle Konvergenzthese konnte aber nicht bestätigt werden.
  • 38. Diskussion und Ausblick „We should bear in mind that globalization does not necessarily lead to homogenization.“ (Herdin 2014: 160) • hohe individuelle Wirkung des Internets • Homogenität in Praktiken, Heterogenität in Einstellungen und Motiven • Politische Strukturen ausschlaggebend: • deliberatives Potential = autoritäres Potential • Frage der Steuerung? • Frage der „Mentalität“? • Frage der Translokalität?
  • 39. Diskussion und Ausblick „Kultur unterläuft einem Wechsel des Flusses und der Fluss unterläuft einem Wechsel seiner Richtung“ (Lagerkvist 2009: 370) • demokratische Herausforderung, denn: „Chinas Entwicklung wird in anderen Entwicklungs‐ und Schwellenländern inzwischen häufig als Gegenmodell zu der marktwirtschaftlichen Demokratie diskutiert, die von der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten zur Lösung von Entwicklungsproblemen vertreten wird.“ (Heilmann 2008: 1)