Missing Link in der Beratung - Wie die (Markt-)Lücke zwischen Internet-Recherche und Vor-Ort-Beratung geschlossen werden kann.
Eine Analyse im Auftrag der 10minutes AG zum Status Quo der Beratung und den veränderten Anforderungen. Die Ergebnisse basieren auf einer Umfrage unter Nutzern und Experten.
E-Business konkret - für Ihr Unternehmen - Beratung und Unterstützung durch d...
10minutes Trend Barometer
1. Missing Link in der Beratung –
Wie die (Markt-)Lücke zwischen
Internet-Recherche und Vor-Ort-
Beratung geschlossen werden kann
Trend-Barometer
im Auftrag von 10minutes
Mai 2014
4. 4 Vorwort
Googles Mission1, alle vorhandenen Informationen zu organisieren, zu
brauchbarem Wissen zu transformieren und dieses weltweit zugänglich zu
machen, ist ambitioniert. Noch visionärer klingen Ray Kurzweils (Google Di-
rector of Engineering) zeitliche Ambitionen, Suchmaschinen werden in fünf
bis acht Jahren, [sinnvolle] Antworten auf lange und komplexe Anfragen ge-
ben können.2
Ich sympathisiere mit diesen Ambitionen, halte sie jedoch für unrealistisch:
Unser „Wissen“ ist imperfekt, unvollständig, vage, ungewiss, also bei wei-
tem nicht kohärent, teilweise sogar widersprüchlich und manchmal falsch.
Dieses Problem ist insbesondere in der Künstlichen Intelligenzforschung (KI)
seit langen bekannt und es gibt sicher vielversprechende Forschungsansät-
ze. Wir werden jedoch noch deutlich mehr Zeit als fünf bis acht Jahre brau-
chen, bis wir auch nur ansatzweise von einem „General Problem Solver“3
reden können. Kurzweils Optimismus erinnert an den frühen Enthusiasmus
der KI der 1950er Jahre. Die damals hohen Erwartungen von und an IBM
und MIT wurden leider in zeitlicher Hinsicht enttäuscht. Ich glaube, dass wir
eher fünfzig statt fünf Jahre brauchen, bis Suchmaschinen komplexe Fragen
wie „Meine Mieter haben die Dampfbremse im Dachgeschoss angebohrt.
Muss und wenn ja, wie kann ich das beheben (lassen)?“ kontextbasiert „ver-
stehen“ und sinnvoll beantworten lassen. Googeln Sie diese komplexe Frage
mal und urteilen Sie selbst. Als Ergebnis erhalten Sie zahlreiche Meinungen
von „macht nix“ bis „komplettes Dach sanieren“ – Tendenz der Ergebnis-Di-
versität steigend, weil unser „Wissen“ eben nicht kohärent und obendrein
oft interessenbehaftet ist. Die Frage für uns Nutzer bleibt deshalb, sollen
wir wirklich die nächsten fünfzig Jahre die persönlichen interessensgelei-
teten Meinungen manuell durchsuchen? Wie finden wir heraus, welche
1 N.N. „Google Unternehmensprofil“. Google. Abgerufen am 10.04.2014. http://www.google.
com/about/company/.
2 Rosenbush, Steve. 2014. „Google’s Ray Kurzweil Envisions New Era of Search“. CIO Jour-
nal online. Abgerufen am 10.04.2014. http://blogs.wsj.com/cio/2014/02/04/googles-ray-
kurzweil-envisions-new-era-of-search/.
3 Newell, A., Shaw, J.C., Simon und H.A. 1959. Report on a General Problem-Solving Program.
Santa Monica: The RAND Corporation.
Vorwort von Prof. Dr. Ricardo Büttner
Können intelligente Suchmaschinen in Zukunft den
persönlichen Expertenrat ersetzen?
5. 5Vorwort
Meinung die richtige / hilfreichste in unserer konkreten Situation ist? Das
können Suchmaschinen erst in weiterer Zukunft übernehmen, was zu einer
relevanten mittelfristigen Technologielücke führt.
Zudem zeigen viele Forschungsergebnisse, dass Menschen bei komplexen /
schwierigen Problemen eher dem menschlichen Expertenrat (ver-)trauen als
einer Computerantwort. Das liegt daran, dass das für die Lösung komple-
xer Fragestellungen notwendige Wissen häufig implizit (erfahrungsbasiert)
ist und nicht so einfach explizit aufgeschrieben werden kann. Versuchen Sie
einmal aufzuschreiben wie man das Gleichgewicht beim Radfahren hält und
dann einem nicht Rad erfahrenen Kind das vorzulesen – in der Hoffnung,
dass dieses dadurch das Radfahren erlernt. Das Gleiche gilt fürs Zähneput-
zen oder Autofahren. Manche Dinge muss man eben von einem erfahrene-
ren Menschen lernen. Dieses erfahrungsbasierte Expertenwissen ist heute
hauptsächlich nur über teure tagessatzbasierte Trainer und Berater zugäng-
lich. Das kann / will sich nicht jeder leisten.
In der vorliegenden Praxisuntersuchung zeigt sich in den Antworten der Be-
fragten sehr klar, dass bei komplexen Fragestellungen der Rat eines berufser-
fahrenen Experten sehr hoch geschätzt wird und derzeitige Suchmaschinen
als Expertenratgeber versagen. Allerdings wünschen sich die Befragten eine
Möglichkeit, Expertenwissen in kurzen limitierten Zeiteinheiten anbieten
oder nachfragen zu können – was potentiell einen interessanten Markt nach
sich zieht.
Die Herausgeber dieser Studie nennen das „Experting on demand“.
Ich wünsche Ihnen eine inspirierende Lektüre!
Prof. Dr. Ricardo Büttner
Direktor des FOM Institute of Management & Information Systems (mis)
Professor für Wirtschaftsinformatik, Organisation und
Personalmanagement
Hopfenstraße 4, 80335 München
www.fom.de/mis
Aufsichtsratsvorsitzender 10minutes AG
6. 6 Summary
Wir schauen Fernsehen on demand, kaufen unsere Bücher online und le-
sen sie auf unserem E-Book-Reader, wann und wo immer wir möchten, oder
gehen, dank E-Commerce, zu jeder Tages- und Nachtzeit auf große Shop-
ping-Tour… Das „Internet der Möglichkeiten“ hat unser Leben verändert –
es kennt weder ein fixes TV-Programm noch unflexible Öffnungszeiten und
macht unseren Alltag dadurch deutlich komfortabler. Doch nicht nur unsere
Freizeit ist von diesem Transformationsprozess betroffen, auch im Job sind
wir mit Hilfe von Cloud Computing und Social Networks viel unabhängiger
und mobiler geworden.4 Wenn wir eine berufliche Frage haben, googeln wir
oder surfen auf Wikipedia, anstatt einen realen Fachexperten vor Ort zu be-
fragen.
Doch gerade im beruflichen Umfeld gehen Flexibilität, Schnelligkeit und Ver-
fügbarkeit nicht immer Hand in Hand mit der Qualität der recherchierten
Informationen. Wie das vorliegende Trend-Baro-
meter zeigt, sind die befragten Internetnutzer mit
der modernen Wissensvermittlung via Internetre-
cherche (Searching) höchst unzufrieden. Obgleich
sie jede Woche durchschnittlich mehr als zwei
Stunden ihrer Arbeitszeit mit der Suche nach Fachinformationen verbringen,
sind die Rechercheergebnisse qualitativ minderwertig. Die Befragten wür-
den deshalb auch wieder direkt mit einem Experten sprechen (Consulting),
scheuen aber die dabei anfallenden hohen Kosten sowie die fehlende örtli-
che und zeitliche Flexibilität.
Im Umfrageverlauf wird deutlich: Der deutsche Beratungsmarkt benötigt
einen Transformationsprozess, der zur Folge hat, dass die Bedürfnisse und
Wünsche der Verbraucher stärker in den Vordergrund rücken. Die funda-
mentale Veränderung der Rahmenbedingungen durch das Internet verlangt
danach. Beratung muss künftig stärker auf die Bedürfnisse, Lebensumstän-
de, Erwartungen und Mediennutzungsgewohnheiten der Kunden abge-
4 Zur künftigen Gestaltung des Arbeitsraumes vgl. N.N. 2012. „Third-Place-Working“. Südtiroler
Wirtschaftszeitung. Abgerufen am 01.04.2014. http://www.zukunftsinstitut.de/downloads/
txt_workdesign_swz20042012.pdf.
Executive Summary
DER BERATUNGSMARKT BENÖTIGT
EINEN TRANSFORMATIONSPROZESS
7. 7Summary
stimmt sein.5 Technologien, die eine Symbiose aus dem Internet als primären
Zugang und der Wissensvermittlung durch einen persönlichen Fachexperten
ermöglichen, gibt es bereits.
Die zentrale Erkenntnis dieses Trend-Barometers lautet somit: Es existiert
eine Lücke zwischen Searching und Consulting! Die Herausgeber empfehlen
„Experting on demand“, um diese zu schließen. Sie definieren „Experting on
demand“ als das bedarfsorientierte, einfache und schnelle Heranziehen ei-
nes Fachexperten zur Wissensvermittlung bzw. Problemlösung durch inter-
netaffine Nutzer. Das Kunstwort „Experting“ leiten sie aus den englischen
Begrifflichkeiten „Expert Reaching“ und „Expert Speaking“ ab.
Doch wie soll „Experting on demand“ in der Praxis ablaufen? Und warum
sollten sich Berater auf das neue Format einlassen und die tradierten Struk-
turen verlassen? – Antworten auf diese und viele weitere Fragen, gibt das
vorliegende Trend-Barometer, in dessen Rahmen sowohl Beratungsanbieter
als auch internetaffine Verbraucher befragt wurden.
Aus den Ergebnissen lassen sich letztlich die folgenden fünf Kernthesen
ableiten und darauf aufbauende Handlungsempfehlungen geben. Diese
helfen dabei, die im Trend-Barometer aufgedeckte Lücke zwischen einer In-
ternet-Recherche und der Vor-Ort-Beratung, zukünftig durch „Experting on
demand“ schließen zu können:
1. Die Informationssuche bei beruflichen Fragen im Internet ist beliebt,
aber zeitraubend und wenig aussagekräftig.
2. Trotz der Transformation der Informationsbeschaffung durch das
Internet ist Expertenwissen in Form von zeitlich limitierten Beratungs-
einheiten gefragt!
5 Zu den Veränderungen der Arbeitswelt vgl. Walter, Norbert. Fischer, Heinz. Hausmann, Peter
et al. 2013. „Die Zukunft der Arbeitswelt. Auf dem Weg ins Jahr 2030“. Robert Bosch Stiftung.
Abgerufen am 01.04.2014. http://www.bosch-stiftung.de/flashbooks/Studie_Zukunft_der_
Arbeitswelt/Studie_Zukunft_der_Arbeitswelt.html.
8. 8 Summary
Kosten /
Aufwand
kostenfrei
allgemeines
Wissen
maßgeschneiderte
Beratung
Searching
Internetrecherche
Experting
Wissensvermittlung
durch Experten
Consulting
Beratung vor Ort
DER WISSENS- UND BERATUNGSMARKT
Executive Summary
3. Sowohl Consulting-Anbieter als auch -Nutzer stehen neuen Beratungs-
formaten offen gegenüber bzw. sehen darin Chancen für den Ausbau
des Beratungsmarktes.
4. Experten, denen man vertrauen kann, verfügen über einschlägige
Berufserfahrung, Bewertungen durch Fachkollegen sowie Fachver
öffentlichungen und können Fragen „aus dem Stegreif“ beantworten.
5. Für Consulting-Nutzer sind zehn Minuten praktisch, für die durchfüh-
renden Experten ist eine längere Beratungseinheit notwendig.
9. Überblick 9
Wer im beruflichen Alltag nach Informationen sucht, gibt meist als erstes
Schlagworte in eine Online-Suchmaschine ein. Denn diese Art der Suche ist
kostenlos und liefert auf den ersten Blick eine große Auswahl an Ergebnissen.
Allerdings macht es die Vielzahl der Treffer dem Suchenden nicht einfach, die
wirklich passende Information gezielt herauszufiltern. Besonders bei der Su-
che nach spezifischen Fachinformationen ist die Verfügbarkeit von qualitativ
hochwertigen Suchergebnissen meist überschaubar. Neben der Internetsu-
che gibt es noch zahlreiche weitere Wege kostengünstig an Informationen zu
gelangen: Telefon-Hotlines, Fachforen im Internet, Soziale Netzwerke, klassi-
sche Bibliotheken oder Beratungsstellen. Je nach Anliegen finden Suchende
so auf den unterschiedlichsten Wegen, unterschiedlich schnell zu den ge-
wünschten Informationen.
Da aber gerade bei komplexeren beruflichen Problemstellungen, wie einer
rechtlichen Fragestellung oder einer unternehmensstrategischen Heraus-
forderung, die gesuchten Informationen und Hilfestellungen sehr individuell
sind, hat sich seit den Anfängen der 1950er Jahre die Consulting-Branche in
Deutschland kontinuierlich entwickelt. Externe Experten bieten fachlich-qua-
lifizierte Beratung in einem sich schnell wandelnden wirtschaftlichem Um-
feld, das von zunehmender Komplexität, Globalisierung und schnelleren
Produktionszyklen geprägt ist. Eine solche externe Beratung hat natürlich
seinen Preis. Laut einer aktuellen Studie des Bundesverbands Deutscher Un-
ternehmensberater BDU e.V. liegen die durchschnittlichen Tagessätze im Be-
ratungsmarkt zwischen 1.250 und 2.200 Euro auf der ersten Führungsebene,
auf Level von Senior Consultants zwischen 900 und 1.325 Euro.6
Wer eine fachliche Information oder Beratung eines Experten sucht, die aber
nur ein gezieltes Problem betrifft findet mittlerweile einen Zwischenweg: On-
line-Plattformen, die für eine übersichtliche Beratungsleistung kostenpflich-
tig Experten vermitteln. Auf diesem Weg sollen schnell maßgeschneiderte
Informationen verfügbar gemacht werden. Dahinter steckt die Erkenntnis,
6 Vgl. Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU e.V. 2014. „BDU-Studie: Berater-
honorare steigen 2014 nur moderat“. BDU nexus 1-2014. Abgerufen am 07.04.2014. http://
www.bdu.de/epaper-BDU_Nexus_2014-1/index.html#/4.
Überblick
Aktueller Markt für Informationsbeschaffung und
Beratung im Berufsalltag
10. 10 Überblick
dass immer mehr Personen auch im Internet bereit sind für einen wertvollen
Content Geld zu bezahlen.
Solche Informationsvermittlungsportale gibt es bereits in den unterschied-
lichsten Ausprägungen und Bereichen. Besonders erfolgreich sind Esoterik-
portale, die Beratung in allen Lebenslagen versprechen, und Anwaltsportale.
Allerdings zeigte ein Test des ZDF Magazins WISO auch die Schwachstellen
dieser Beratungsportale: Falsche Antworten, ein langer Bearbeitungszeit-
raum und mangelnde Diskretion.7 Neben den themenspezifischen Portalen,
gibt es auch eine wachsende Anbieterzahl mit Experten unterschiedlicher
Fachrichtungen.8
Erste Gehversuche die offensichtliche Lücke zwischen professioneller
Consultingbranche und schneller Internetrecherche zu schießen stoßen zu-
nehmend auf Beliebtheit. Eine etablierte, anwenderorientierte Alternative
sind sie allerdings noch nicht.
7 Vgl. ZDF WISO. „Sendung vom 28.10.2013“. ZDF Mediathek. Abgerufen am 07.04.2014.
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2011280/WISO-Sendung-vom-28.-Okto-
ber-2013#/beitrag/video/2011280/WISO-Sendung-vom-28.-Oktober-2013.
8 Auf dem deutschen Markt haben sich bisher vor allem die Anbieter picakagenius.com, your-
xpert.de, justanswer.de und flexperto.com positioniert.
Überblick
11. 11Methodik
Analytischer Fokus und Methodik
Mit dem vorliegenden Trend-Barometer möchte 10minutes den bestehen-
den Wissens- und Beratungsmarkt aus Sicht von Anbietern und Nutzern
hinterfragen. Im Fokus stehen dabei Anforderungen, Bedürfnisse und Wün-
sche, welche die Befragten heute an moderne Ratgeberformate stellen. Auf
der einen Seite wurden internetaffine Verbraucher unter anderem gefragt:
Welche Quellen benutzen Sie zur Informationsbeschaffung in Ihrem beruf-
lichen Umfeld? Wie viele Stunden pro Woche sind Sie im Durchschnitt mit
der Suche nach Fachinformationen beschäftigt? Könnten Sie sich vorstellen
mit einem kompetenten Experten direkt in Kontakt zu treten, um qualitativ
hochwertige Fachinformationen zu erhalten? Nach welchen Kriterien wür-
den Sie die Kompetenz eines Experten bewerten? Welche Kommunikations-
wege würden Sie für den Kontakt mit einem Experten am ehesten nutzen?
Auf der anderen Seite stellt sich die Frage wie ausgewiesene Experten neuen
Beratungsformaten gegenüberstehen. Welche Medien eignen sich aus ihrer
Perspektive für eine qualitativ hochwertige Beratungsleistung? Wieviel Zeit
ist für ein fundiertes Erstgespräch im Durchschnitt anzusetzen? Welche tech-
nischen Anforderungskriterien sollte eine entsprechende Plattform erfüllen?
Und was sind für die Experten ausschlaggebende Motive, die tradierten Be-
ratungsstrukturen zu verlassen und neue Formen zu nutzen?
Aus den gewonnenen Studienergebnissen lassen sich fünf zentrale Thesen
ableiten, welche Ansprüche heute an ein moder-
nes Wissensmanagement gestellt werden. Durch
die kombinierte Befragung von Verbrauchern
und Experten lassen sich zudem aussagekräftige
Rückschlüsse ziehen, wo Kundenwunsch und Be-
raterrealität auseinanderklaffen. Die darauf aufbauenden Handlungsemp-
fehlungen verstehen sich als Leitfaden für die praktische Umsetzung in der
Consulting-Branche.
Für das Trend-Barometer befragte 10minutes Ende 2013 insgesamt 448 In-
ternetnutzer im Alter von 24 bis 70 Jahren anhand eines Online-Fragebo-
gens. An der Umfrage nahmen 173 Frauen und 228 Männer teil (47 Perso-
nen machten keine Angaben zu ihrem Geschlecht). Das Durchschnittsalter
der Studienteilnehmer beträgt 41 Jahre. Mehr als die Hälfte (54 Prozent)
WO KLAFFEN KUNDENWUNSCH UND
BERATERREALITÄT AUSEINANDER?
12. 12 Methodik
Analytischer Fokus und Methodik
18% 15% 15% 13% 12% 7% 3% 1% 7% 9%
Keine
Antwort
NUTZERUMFRAGE: KARRIERELEVEL
der Befragten sind in einem angestellten Verhältnis beruflich tätig. 27 Pro-
zent arbeiten auf selbstständiger Basis. Rund ein Drittel der Befragten ist auf
mittlerer Managementebene (Senior Fachkraft / Projektleiter / Abteilungs-
leiter / Manager) in einem Unternehmen tätig (siehe Grafik). Rund 67 Pro-
zent verfügen über einen Hochschulabschluss. Davon unabhängig haben 20
Prozent der Umfrageteilnehmer Abitur.
Auf Anbieterseite wurden 860, als Berater tätige Personen, befragt. Das
Durchschnittsalter der Umfrageteilnehmer beträgt 48 Jahre. Insgesamt nah-
13. 13Methodik
Unternehmensberater (53%)
Wissenschaftler (13%)
Rechtsanwalt (11%)
IT-Berater (9,5%)
Personalberater (6%)
Steuerberater (4%)
Finanzberater (3,5%)
Softwareentwickler (2,5%)
Immobilienberater (2%)
Wirtschaftsprüfer (1,5%)
Sonstiges (40,5%)
EXPERTENUMFRAGE: EXPERTENTÄTIGKEIT *
* Mehrfachantworten möglich
men 166 Frauen und 619 Männer teil (75 Personen enthielten sich der Be-
fragung zu ihrem Geschlecht). Die Mehrheit der Befragten (53 Prozent) ist in
der Unternehmensberatung tätig. Rund 13 Prozent sind in der Wissenschaft
beschäftigt (siehe Grafik). Auch bei dieser Umfrage nutzte 10minutes als Er-
hebungsmethode einen computergestützten Online-Fragebogen. Zusätzlich
wurde ein Interview als Expertenrunde mit 11 Beratern durchgeführt. Dabei
wurden die gleichen Fragen wie bei der Online-Befragung gestellt.
14. 14 Auswertung
unbedingt eine physische Universität. Lerninhalte
werden digitalisiert, Vorlesungen und Trainings
sind online möglich. In der IT-Branche ist es heute
schon normal, sich punktuell für das jeweilige Pro-
jekt bestimmtes Wissen anzueignen.“10
Diese Entwicklung hin zu einer digitalen Wissens-
vermittlung stützen auch die Umfrageergebnisse
des vorliegenden Trend-Barometers. Auf die Fra-
ge: „Welche Quellen benutzen Sie zur Informa
tionsbeschaffung in Ihrem beruflichen Umfeld?“,
nennen rund 96 Prozent der befragten Verbrau-
cher das Internet. 43 Prozent besuchen hingegen
Fachseminare oder Fachveranstaltungen und le-
diglich 40 Prozent wenden sich mit ihrer Frage an
einen Experten (siehe Grafik).
Die absolute Mehrheit der Umfrageteilnehmer
zieht bei beruflichen Fragen damit das Internet,
dem Rat durch einen vor Ort anwesenden Fach
experten vor. Bei der Bewertung der Qualität der
Internetrechercheergebnisse zeigt sich jedoch ein
diametrales Bild. So sagen 41 Prozent: „Das Inter-
net bietet zwar kostenfreie Antworten, diese sind
aber meist qualitativ nicht besonders gut (siehe
Grafik).“ Zudem ist der Zeitaufwand für die Suche
nach Fachinformationen enorm. Knapp ein Drittel
der Befragten wendet dafür durchschnittlich zwei
Stunden pro Woche seiner Arbeitszeit auf. 28 Pro-
zent sind damit sogar fünf Stunden beschäftigt –
und das für kaum brauchbare Ergebnisse.
10 Groll, Tina. 2013. „Die Biographien werden brüchiger“. Zeit On-
line. Abgerufen am 25. März 2014. http://www.zeit.de/karrie-
re/beruf/2013-03/interview-zukunft-arbeit-al-ani/seite-2.
Umfrageergebnisse
Große Unzufriedenheit bei klassischem Searching und
Consulting
Internetrecherche frustriert
Geht es nach dem Zukunftsforscher Ayad Al-Ani,
sind wir auf dem besten Weg, eine digitale Leis-
tungsgesellschaft zu werden. Nach Ansicht des
Wissenschaftlers werden schon bald die klassi-
schen Hierarchien in Unternehmen zugunsten der
„Crowd“ verschwinden. Die Arbeitswelt gehört
zukünftig der „Produktivität der Masse“, so seine
These. „Sie arbeiten dann in ihrer Freizeit an Pro-
jekten, oft auf virtuellen Plattformen, gemeinsam
mit Menschen aus anderen Ländern. In solchen
virtuellen Kollaborationsräumen entstehen etwa
Softwareanwendungen und Designs, Dienstleis-
tungen und Produkte, die der Allgemeinheit zur
Verfügung stehen“, erklärt Al-Ani im Gespräch mit
einer ZEIT-Journalistin.9
Fakt ist, bedingt durch technologische Entwick-
lungen wie Internet, Cloud Computing und Social
Networks können wir schon heute flexibel und
mobil von jedem Ort weltweit, zu jeder Tages-
und Nachtzeit arbeiten. Längst nutzen Firmen wie
Henkel das kreative Potential der Crowd für Pro-
duktdesignvorschläge oder wie das Linux-Projekt
zeigt, gar für die Entwicklung einer kompletten
Software. Die zunehmende globale Vernetzung
und die Möglichkeit, über das Internet schnell
an Wissen zu gelangen, verändert laut Al-Ani al-
lerdings auch die Art und Weise wie wir uns in
Zukunft weiterbilden. „Man braucht nicht mehr
9 Groll, Tina. 2013. „Die Schwachen könnten untergehen“.
Zeit Online. Abgerufen am 25. März 2014. http://www.zeit.
de/karriere/beruf/2013-03/interview-zukunft-arbeit-al-ani.
15. 15Auswertung
Ich suche
im
Internet
96%
64%
59%
43%
40%
4%
Ich nutze
Fachbü-
cher
oder
Fachzeit-
schriften
Ich gehe
auf Fach-
seminare
Ich frage
einen
Experten Sonstiges
Ich frage
einen
Kollegen
QUELLEN DER INFORMATIONSBESCHAFFUNG *
* Mehrfachantworten möglich
Über das Internet finde ich
immer kostenfreie und
qualitativ hochwertige Antwor-
ten auf meine Fachfragen.
31%
41%
Das Internet bietet mir zwar
kostenfreie Antworten, diese
sind aber meist qualitativ nicht
besonders gut.
28%
Qualitativ hochwertige Fach-
fragen lassen sich meist nur
über entsprechende
Fachexperten beantworten.
QUALITÄT DER ANTWORTEN
Ist Wissen aus dem Internet trotz Big Data-Ana-
lysen und Suchmaschinenoptimierung also nichts
wert? Sollten wir uns wieder auf den Weg zum
qualifizierten Fachexperten vor Ort begeben und
viel Geld ausgeben? Bereits an diesem frühen
Punkt der Umfrageauswertung zeigt sich zumin-
dest eine Lücke zwischen dem Wunsch vieler
Menschen nach einer schnellen, flexiblen und
ortsunabhängigen Informationssuche über das
Internet einerseits und den als qualitativ minder-
wertig eingestuften Online-Rechercheergebnissen
andererseits.
Die erste These dieses Trend-Barometers lautet
deshalb: Die Informationssuche bei beruflichen
Fragen im Internet ist beliebt, aber zeitraubend
und wenig aussagekräftig.
16. 16 Auswertung
Experten „aus Fleisch und Blut“ sind
gefragt
Ganz ohne die qualifizierte Hilfe durch den direk-
ten Kontakt mit einem Fachexperten scheint es
trotz Google, Facebook, Wikipedia und Co. auch
2014 nicht zu gehen. Auf die Frage: „Könnten Sie
sich vorstellen mit kompetenten Experten direkt
in Kontakt zu treten, um qualitativ hochwertige
Fachinformationen zu erhalten?“, antworten 86
Prozent der Umfrageteilnehmer mit „ja, könnte
ich mir vorstellen“ (siehe Grafik). Dieses eindeu-
tige Ergebnis zeigt, dass Menschen heute zuneh-
mend mit Problemen konfrontiert sind, für deren
Lösung sie den Rat eines Experten „aus Fleisch und
Blut“ bevorzugen. Ein Grund könnte sein, dass es
sich dabei häufig um individuelle Probleme, ver-
knüpft mit einer ganz spezifischen Frage handelt.
Während die Internetrecherche meist zu generi-
schen Antworten führt, können die „realen“ Ex-
perten mit maßgeschneiderten und damit in der
Praxis anwendbaren Problemlösungen punkten.
Denkbar ist auch, dass dem Rat durch einen aus-
gewiesenen Berater, der für seine Leistungen eine
finanzielle Entschädigung verlangt, unterbewusst
mehr Kompetenz zugeschrieben wird. Es handelt
sich hierbei allerdings lediglich um Interpretatio-
nen, die es wissenschaftlich zu verifizieren gilt.
Fest steht, dass die Befragten bei beruflichen Fra-
gen die Internetrecherche bevorzugen, obgleich
sie die generierten Antworten als wenig brauch-
bar einstufen. Vor diesem Hintergrund kann sich
die absolute Mehrheit der Umfrageteilnehmer
vorstellen, direkt in Kontakt mit einem Fachex-
perten zu treten, um an qualitativ hochwertige
Informationen zu gelangen. Was wäre also, wenn
man das Internet als erste Anlaufstelle bei beruf-
lichen Fragen mit dem direkten Kontakt zu einem
Berater verknüpfen könnte? Voraussetzung dafür
wäre ein neues Beratungsformat beispielsweise
ein Consulting-Paket, buchbar über das Internet.
Doch wie stehen die Experten zu einer solchen
Beratungsform? – Rund 73 Prozent der Befragten
kann sich zumindest vorstellen, für die Neukun-
dengewinnung und für Erstgespräche zeitlich limi-
tierte Beratungspakete anzubieten.
Dies ist ein deutliches Signal und Baustein für die
zweite These: Trotz der Transformation der Infor-
mationsbeschaffung durch das Internet ist Exper-
tenwissen in Form von zeitlich limitierten Bera-
tungseinheiten gefragt!14% 86%
KONTAKTBEREITSCHAFT ZUM EXPERTEN
Umfrageergebnisse
17. 17Auswertung
Telefonische und schriftliche Beratung
feiert Comeback
Sowohl auf Nutzer- als auch auf Anbieterseite sind
neue Beratungsformate und -formen willkom-
men. Doch über welche Medien möchten Men-
schen heute beraten werden? Welche harmonie-
ren besonders gut mit ihren heutigen Lebens- und
Arbeitsgewohnheiten? Und wie sind diese Kanäle
aus Expertensicht zu beurteilen? Um dies zu be-
antworten wurden einerseits internetaffine Nut-
zer gefragt: „Welche Kommunikationswege wür-
den Sie für den Kontakt mit einem Experten am
ehesten nutzen?“ Rund 59 Prozent möchten dafür
das Telefon nutzen. 50 Prozent sprechen sich für
ein persönliches Treffen aus. 41 Prozent würden
sich gerne schriftlich mit einem Experten austau-
schen. Im Gegensatz zu diesen klassischen Kom-
munikationskanälen schneiden moderne internet-
basierte Medien eher schlecht ab. So können sich
lediglich 22 Prozent vorstellen via Online-Chat mit
einem Experten in Kontakt zu treten. Nur 12 Pro-
zent ziehen dafür Web-Videos in Betracht (siehe
Grafik).
Auch auf Anbieterseite erlebt das Telefon eine
Renaissance: 67 Prozent der befragten Experten
können sich grundsätzlich vorstellen, neben ihren
bisherigen Beratungsangeboten auch zeitlich be-
grenzte und bezahlte Beratungsleistungen über
das Telefon anzubieten. „Per Telefon sofort, jeder
NUTZERUMFRAGE: KOMMUNIKATIONSWEGE *
41%
Schriftlich
50%
Persönliches Treffen
59%
Telefon
22%
Online-Chat
Web-Video
12%
* Mehrfachantworten möglich
hat ein Telefon. Nach meinen Seminaren biete
ich jetzt schon Telefon-Coaching bis vier Wochen
nach Seminarteilnahme an“, so ein Teilnehmer der
Expertenrunde, der in der Unternehmensbera-
tung tätig ist. Ein Coach fügt hinzu: „Per Telefon ja,
da sehr flexibel und auch unterwegs einsetzbar.“
Für eine schriftliche Beantwortung von Fragen
plädieren 66 Prozent. Interessanterweise stehen
die Berater neuen Technologien wie Online-Chats
oder Web-Videos weniger kritisch gegenüber
als deren potentielle Nutzer. Demnach können
sich rund 57 Prozent der Experten vorstellen via
18. 18 Auswertung
* Mehrfachantworten möglich
ANBIETER: MEDIENNUTZUNG *
66%
Schriftlich 67%
Telefon
48%
Online-ChatWeb-Video
57%
Web-Video zu beraten. Für immerhin 48 Prozent
kämen sogar Online-Chats in Frage (siehe Grafik).
„Per Chat oder Video-Chat habe ich bisher noch
keine Beratung angeboten, könnte ich mir aber
sehr gut vorstellen“, so ein befragter Unterneh-
mensberater im Rahmen der durchgeführten Ex-
pertenrunde. Allerdings gibt es auch skeptische
Stimmen und Bedenken hinsichtlich der inhaltli-
chen und technischen Umsetzbarkeit. „Eine Bera-
tung per Chat ist so eine Sache, nicht jede Frage
eignet sich für den Chat, manche Fragen können
gar nicht so leicht formuliert werden. Für den Vi-
deo-Chat verfüge ich nicht über die technischen
Voraussetzungen. Allerdings hat es für den Ratsu-
chenden den Vorteil, dass er sich ortsunabhängig,
vielleicht auch international Informationen be-
schaffen kann. Immer mehr Menschen sind heute
im Netz unterwegs“, kommentiert eine interview-
te Rechtsanwältin.
Im Rahmen der Online-Befragung und der Exper-
tenrunde wurden die teilnehmenden Berater zu-
dem nach möglichen Motiven gefragt, die tradier-
ten Beratungsstrukturen zu verlassen und neue
Consulting-Formen (per Telefon, Online-Chat,
Web-Video oder schriftlich) zu nutzen. An erster
Stelle sehen rund 74 Prozent darin ein effektives
Instrument, um neue Kunden zu gewinnen. Für
68 Prozent ist es eine Möglichkeit, zusätzlich Um-
satz zu erzielen. An dritter Stelle geben 64 Prozent
Umfrageergebnisse
der Befragten an, damit ihre Bekanntheit erhö-
hen zu wollen. Ein auf Arbeitsrecht spezialisierter
Fachanwalt erklärt dies so: „Viele Leute haben
Angst, beim Anwalt anzurufen, weil dies so teu-
er ist. Diese Hemmschwelle wollen wir mit einer
kostenlosen Erstberatung senken. Unsere Motive
sind: neue Kunden gewinnen, zusätzlichen Um-
satz erzielen, Erreichbarkeit steigern.“
Aus diesen Umfrageergebnissen lässt sich These
Nummer drei wie folgt ableiten: Sowohl Consul-
ting-Anbieter als auch -Nutzer stehen neuen
Beratungsformaten offen gegenüber bzw. sehen
darin Chancen für den Ausbau des Beratungs-
marktes.
19. 19Auswertung
Umfrageergebnisse
Vertrauen: Wie lässt sich Qualitätsberatung messen?
Alles was zählt ist Erfahrung
Die veränderte Beratungssituation – statt bei ei-
nem „Face to Face“-Gespräch mit einem vor Ort
anwesenden Experten, findet die Beratung nun
telefonisch oder schriftlich statt – bringt jedoch
neue Herausforderungen mit sich. Wie sollen
Nutzer zukünftig die Qualität des Beraters beur-
teilen können, wenn Kriterien wie der persönliche
Eindruck von dem Experten und der Beratungs-
einrichtung wegfallen? Denkt man etwa an eine
Internet-Plattform, auf der Experten aus verschie-
denen Disziplinen ihr Fachwissen anbieten, so
stellt sich die Frage, nach welchen Kriterien die
Nutzer die Kompetenz des Anbieters bewerten
würden. Darauf angesprochen nennen 65 Prozent
die Berufserfahrung des Experten. Für 50 Prozent
ist die Bewertung von Fachkollegen oder Fach
experten entscheidend. 44 Prozent vertrauen bei
der Beurteilung des Anbieters auf vorhandene
Fachveröffentlichungen. Die Bewertung von Kun-
den ist immerhin für 35 Prozent ein wichtiges Kri-
terium (siehe Grafik).
Wenn Beratung zukünftig nicht mehr zwingend vor
Ort zu festen Terminen stattfinden muss, sondern
nach flexibler Kontaktaufnahme über das Internet,
telefonisch oder schriftlich erfolgt, stellt sich ne-
ben dem nötigen Vertrauen in die Fachkompetenz
des Experten die Frage nach dessen Möglichkeiten
zur Gesprächsvorbereitung. Ist eine Vorbereitung
überhaupt erforderlich? Davon überzeugt sind zu-
BEWERTUNG DER KOMPETENZ DES EXPERTEN*
Ausbildung
Fachveröffentlichungen
Fachvorträge
Bewertung von Kunden
Berufserfahrung
Empfehlungen
in sozialen Medien
Reputation des Arbeitgebers
Bewertung von Fach-
kollegen / Fachexperten
50%
44%
39%
35%
29%
17%
10%
65%
* Mehrfachantworten möglich
20. 20 Auswertung
Umfrageergebnisse
mindest 38 Prozent der befragten Nutzer. Sie ge-
ben im Fall einer telefonischen Beratung an: „Der
Experte sollte meine Frage / mein Problem vorab
kennen, damit er sich vorbereiten kann.“ Mit einer
geringen Differenz von drei Prozentpunkten sagen
jedoch 35 Prozent, dass sie in der Regel die Ant-
wort direkt und schnell benötigen (siehe Grafik).
Diese Ambivalenz stützt die zuvor analysierten
Umfrageergebnisse, dass sich internetaffine Nut-
zer bei der Suche nach beruflichen Informationen
heute einen schnellen, flexiblen und direkten Zu-
gang zu einem Fachexperten wünschen. Anders
als die Rechercheergebnisse von Suchmaschinen
im Internet, sollten die menschlichen Experten
jedoch maßgeschneiderte, qualitativ hochwertige
Antworten bieten. Um dies sicherzustellen bedarf
es allerdings einer optimalen Gesprächsvorberei-
tung.
Doch wie sehen das eigentlich die Experten? Hier
ist die „Range“ zwischen denen, die eine intensive
Gesprächsvorbereitung wünschen und jenen, die
relativ spontan antworten möchten nicht so groß
wie bei den befragten Nutzern. So gibt die Hälfte
der Umfrageteilnehmer an, telefonische Fragen in
der Regel spontan beantworten zu können. Ledig-
lich 28 Prozent sagen: „Für telefonische Fragen ist
es notwendig, vorab das Anliegen des Kunden zu
kennen.“ Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt die
Expertenrunde. So sagen sieben von elf der be-
fragten Berater, dass sie telefonische Fragen in der
Regel auch spontan beantworten können. Konträr
dazu gibt ein Consultant an: „Mir sind Vorabin-
MÖGLICHKEITEN ZUR GESPRÄCHSVORBEREITUNG
In der Regel benötige ich die
Antwort direkt und schnell.
35%
Meine Fragen sind meist komplex, so dass der
Experte zur Beantwortung vorab Informationen
und Dokumente benötigt.
27%
Der Experte sollte meine Frage / mein Problem
vorab kennen, damit er sich vorbereiten kann.
38%
21. 21Auswertung
formationen lieber. Es ist hilfreich, zumindest das
Thema zu kennen.“ Ein anderer Unternehmensbe-
rater wird noch konkreter: „Zu meinen Themen
bräuchte man größtenteils Hintergrundinformati-
onen. Es handelt sich oft um komplexe Themen,
die man nicht ohne Vorbereitung beantworten
kann.“
Führt man Nutzer- und Anbieter-Meinung zusam-
men, ergibt sich somit die These: Experten, denen
man vertrauen kann, verfügen über einschlägige
Berufserfahrung, Bewertungen durch Fachkolle-
gen sowie Fachveröffentlichungen und können
Fragen „aus dem Stegreif“ beantworten.
Die ideale Beratungszeit finden
Wenn die direkte Beratung durch einen Fachex-
perten flexibler und mobiler werden soll, dann
muss auch das dafür benötigte Zeitfenster dazu
passen, so die Meinung der Herausgeber dieses
Trendbarometers. Nur wenn Format, Qualität und
Anwendung ein stimmiges „Gesamtpaket“ erge-
ben, sind die Weichen für einen Strukturwandel
im Wissens- und Beratungsmarkt gestellt, so ihre
These. Entsprechend wurden internetaffine Nut-
zer gefragt: „Welche Zeiteinheit sollte ein solches
Beratungspaket Ihrer Meinung nach haben?“ Ein
Drittel und damit die häufigste Antwort lautet „10
Minuten“. An zweiter Stelle geben rund 23 Prozent
„30 Minuten“ als ideale Beratungseinheit an (sie-
he Grafik).
NUTZERUMFRAGE: ZEITEINHEIT FÜR BERATUNGSPAKET
23%21% 2%9% 12%33%
60min5min 20min10min 30min Sonstiges
22. 22 Auswertung
EXPERTENUMFRAGE: ZEITEINHEIT FÜR BERATUNGSPAKET
46%25% 11%2% 16%
5min 20min10min 30min Sonstiges
Interessanter Weise zeigt sich auf Seite der befragten Experten ein diame
trales Stimmungsbild. So sprechen sich 46 Prozent mehrheitlich für ein Zeit-
fenster von 30 Minuten aus, während nur 16 Prozent eine Einheit von 10
Minuten empfehlen (siehe Grafik). Die Anbieter sprechen sich also für ein
längeres Beratungsintervall aus, als es von den Nutzern für nötig empfunden
wird. Trifft hier etwa das alte Sprichwort „Zeit ist Geld“ zu oder klaffen Kun-
denwunsch und Berater-Realität mit den entsprechenden Erfahrungswerten
auseinander? – Darüber kann an dieser Stelle nur spekuliert werden.
Die Erkenntnisse führen aber in jedem Fall zu der fünften und letzten These
dieses Trendbarometers: Für Consulting-Nutzer sind zehn Minuten prak-
tisch, für die durchführenden Experten ist eine längere Beratungseinheit
notwendig.
Umfrageergebnisse
23. 23Ausblick
DIE IDEALE BERATUNGSZEIT LIEGT
ZWISCHEN 10 UND 20 MINUTEN
Wie die vorangestellte Umfrageanalyse gezeigt hat, fehlt ein Bindeglied –
oder um mit dem Titel dieses Trend-Barometers zu sprechen, ein „Link“ –
welcher die Vorteile der Internetrecherche (Searching) mit den Benefits ei-
ner Vor-Ort-Beratung (Consulting) verbindet. So findet die Recherche nach
beruflichen Informationen heute fast ausschließlich im Internet statt. Die ab-
solute Mehrheit (63 Prozent) wendet dafür jede Woche zwischen zwei und
fünf Stunden ihrer Arbeitszeit auf. Doch nur knapp ein Drittel (32 Prozent) ist
auch mit der Qualität der Ergebnisse zufrieden. Rund 86 Prozent der befrag-
ten Verbraucher würden sich deshalb auch an einen realen Fachexperten
wenden. Bei der Auswahl des Beraters spielt dessen berufliche Erfahrung
die wichtigste Rolle. Das Telefon ist das beliebteste Medium, um mit dem
Experten direkt in Kontakt zu treten. An zweiter Stelle stehen persönliche
Treffen. Für mehr als die Hälfte liegt die ideale Beratungszeit zwischen zehn
und 20 Minuten.
Auch die befragten Experten stehen neuen Beratungsformaten grundsätz-
lich offen gegenüber. Mehr als 60 Prozent können sich vorstellen, zeitlich
begrenzte Beratungsleistungen per Telefon oder schriftlich anzubieten. Aus-
schlaggebende Motive sind die Neukundengewin-
nung und die Generierung zusätzlicher Umsätze,
gefolgt von der Erhöhung des Bekanntheitsgrades.
Anders als die Nutzer, würden sich die Anbieter
von Beratungsservices dafür allerdings auch auf
moderne Kanäle wie Web-Videos oder Online-Chats einlassen. Auch bei der
bevorzugten Zeiteinheit für ein telefonisches oder schriftliches Erstgespräch
gehen die Meinungen auseinander: Statt zu zehn tendieren die Experten zu
einer 30-minütigen Beratungseinheit. Die Hälfte der befragten Berater gibt
dabei an, Fragen auch spontan am Telefon beantworten zu können.
Was sagen uns nun diese Ergebnisse? – Das Internet hat die Art und Weise
wie wir uns heute Fachwissen für berufliche Aufgaben aneignen drastisch
verändert. Das klassische Beratungswesen kann in Punkto Flexibilität, Kos-
ten und Schnelligkeit nicht mit den Vorteilen der Online-Recherche mithal-
ten. Das Internet ist deshalb für die absolute Mehrheit der befragten Ver-
braucher Anlaufstelle Nummer eins, wenn es um die Informationssuche bei
Ausblick
Lücke zwischen Searching und Consulting schließen
24. 24
Ausblick
beruflichen Fragen geht, obgleich reale Berater
deutlich hochwertigere Problemlösungen bieten
könnten. Hat die Beratungsbranche einfach das
digitale Zeitalter verschlafen? – Nach Abschluss
dieses Trendbarometers hat sich diese Vermutung
der Herausgeber ein Stück weit bestätigt. Zwar
gibt es erste Gehversuche in Richtung neuer Be-
ratungsformate, die Mehrheit der Anbieter steckt
jedoch noch in den tradierten Strukturen fest. Zu-
dem sind einige am Markt schon heute verfügbare
Lösungen noch nicht optimal ausgereift.11
Wie könnte die Lücke zwischen Searching und
Consulting nun geschlossen werden? Auch dazu
haben wir uns Gedanken gemacht und empfehlen
Ihnen als abschließende Lektüre das nächste Kapi-
tel mit unseren Handlungsempfehlungen.
Ihr Dr. Florian Schmid,
Vorstand 10minutes AG
11 Zum derzeitigen Beratungsmarkt vgl. S.9 f. dieses Trend-
Barometers.
Ausblick
25. 25
zen nach sich ziehen. Zudem ist er sich unsicher,
welche Beratungsstelle für sein Anliegen in Frage
kommt. Weiterhin befürchtet er einen hohen Zeit-
und Kostenaufwand – dabei hat er doch nur ein
paar Fragen, die ein Experte in der Regel schnell
und verbindlich beantworten müsste. Er entschei-
det sich deshalb für
„Experting on demand“.
Den für seine Fragen
passenden Experten
findet er über eine zen-
trale Plattform im Internet. Diese ist nach den je-
weiligen Fachgebieten der Berater gegliedert. Die
entsprechenden Experten stellen sich und ihre
beruflichen Referenzen vor. Über ein Profilfoto
kann sich Herr Müller einen ersten persönlichen
Eindruck von dem Berater verschaffen. Er wählt
den passenden Fachexperten anhand dessen
Qualifikationen und Verfügbarkeit aus. Über die
Online-Plattform bucht er ein Ticket für eine Bera-
tungseinheit von zehn Minuten, zu einem festen
Preis. Anschließend hinterlässt er seine Telefon-
nummer. Der ausgewählte Experte greift zum Hö-
rer und ruft Herrn Müller zurück. Auf diese Weise
entstehen keine Telefonkosten für Herrn Müller.
Auf Wunsch kann er das Gespräch sogar verlän-
gern, indem er einfach ein weiteres Beratungsti-
cket bucht. Alternativ kann Herr Müller seine Fra-
gen aber auch schriftlich per E-Mail stellen.
Wie das Beispiel zeigt, ist der große Vorteil von
„Experting on demand“ der geringe administrative
Aufwand und die hohe zeitliche Flexibilität sowohl
für die Beratungsnutzer, als auch für die -anbieter.
Wie die vorangestellten Umfrageergebnisse ge-
zeigt haben, existiert eine Lücke zwischen Sear-
ching und Consulting. Sowohl die Beratungsan-
bieter als auch deren -nutzer wünschen sich ein
zeitgemäßes Tool, das diese schließt. Dabei sollen
Vorteile wie Flexibilität und Schnelligkeit der On-
line-Recherche mit der hohen Qualität einer klas-
sischen Vor-Ort-Beratung kombiniert werden. Die
Herausgeber leiten aus diesem Status Quo „Ex-
perting on demand“ als neuen Beratungstrend ab.
Was genau ist darunter zu verstehen?
Die Definition: „Experting on demand“ meint das
bedarfsorientierte, einfache und schnelle Heran-
ziehen eines Fachexperten zur Wissensvermittlung
bzw. Problemlösung durch einen internetaffinen
Nutzer. Das Kunstwort „Experting“ leitet sich aus
den englischen Begrifflichkeiten „Expert Reaching“
und „Expert Speaking“ ab.
Doch wie könnte „Experting on demand“ im Ide-
alfall in der Praxis ablaufen? Dazu das folgende
Beispiel: Herr Müller ist als Buchhalter in einem
mittelständischen Unternehmen angestellt. Da er
sich zudem sehr gut mit steuerrechtlichen Ange-
legenheiten auskennt und häufig von Bekannten
gebeten wird, deren Steuererklärung zu überneh-
men, möchte er sich in diesem Bereich etwas da-
zuverdienen. Doch was genau muss er für diese
selbstständige Tätigkeit, wo beantragen? Muss
er seinen Arbeitgeber darüber informieren? Und
was, wenn dieser mit seinem Nebenjob nicht
einverstanden ist? – Dies mögen simple Fragen
sein, für Herrn Müller können unkorrekte Recher-
cheergebnisse jedoch weitreichende Konsequen-
Handlungsempfehlungen
„Experting on demand“ wird neuer Beratungstrend
Handlungsempfehlungen
EXPERTING ON DEMAND BIETET EINE
DEUTLICHE EFFIZIENZSTEIGERUNG
26. 26 Handlungsempfehlungen
Handlungsempfehlungen
„Experting on demand“ verspricht damit für beide Seiten eine deutliche Effi-
zienzsteigerung bei der Vermittlung von (beruflichem) Fachwissen.
Entsprechend positiv fällt das Fazit der, im Rahmen der durchgeführten Ex-
pertenrunde, befragten Berater aus, zudem werden Wünsche hinsichtlich
der Anwendung formuliert:
„Ich bin sehr interessiert und würde ein solches Tool gerne testen. Wichtig ist
mir jedoch, dass die Beratung etwas kostet und die Administration über das
System abgewickelt wird. Darüber hinaus gilt es, die rechtlichen Vorgaben
innerhalb meiner Beratungsfachrichtung zu beachten.“
„Alles was Leads generiert ist super! Ich würde auch als Pilot zur Verfügung
stehen.“
„Die Idee finde ich sehr gut, da es immer mehr Internetnutzer gibt. Man kann
sich so bereits im Vorfeld über den Experten informieren.“
Doch es gibt auch Bedenken hinsichtlich der technischen Umsetzbarkeit für
bestimmte Beratungsbranchen. „Ich halte die Idee grundsätzlich für eine
gute Sache, allerdings nicht für mein Thema, da dort die Visualisierung eine
entscheidende Rolle spielt und die Qualität der Video-Übertragung über das
Internet heute noch nicht gut genug ist“, so eine Image-Beraterin.
Es gilt demnach einige Faktoren zu beachten, damit das neue Beratungs-
format von den Anbietern und Nutzern gleichermaßen angenommen wird
und sich „Experting on demand“ als Trend erfolgreich etabliert. Die folgende
Checkliste hilft Verbrauchern und Experten bei der Identifikation einer opti-
malen „Experting-Plattform“:
>> Beratung durch direkten Kontakt zu hochqualifizierten Fachexperten
(Ersichtlich durch Angaben zu Berufserfahrung und Referenzen)
>> Bewertungs- und Empfehlungssystem (Nutzer können die in Anspruch
genommene Beratungsleistung bewerten)
>> Vermittlung maßgeschneiderter Informationen
>> transparentes Preismodell
>> orts- und zeitunabhängige Beratung
>> flexibles, innovatives Handling
27. 2710minutes
10minutes ist die Experting-Plattform für berufliche wie private Fachbera-
tungen. Mehr als 1.000 qualifizierte Experten stellen auf www.10minutes.de
ihr Wissen zur Verfügung und geben telefonisch oder per E-Mail Auskunft
zu allen Fragen rund um Finanz-, IT-, Rechts-, Steuer- und Management-An-
gelegenheiten. Durch fixe Beratungseinheiten à zehn Minuten behalten die
Nutzer stets alle Kosten im Blick. 10minutes liefert ihnen Informationen on
demand durch einen berufserfahrenen Experten, unabhängig von Ort und
Zeit. Damit schließt 10minutes die Marktlücke zwischen einer klassischen In-
formationssuche über Medien wie dem Internet oder Fachbüchern und der
Problemlösung durch eine persönliche Beratung vor Ort.
Die 10minutes AG mit Sitz in München wurde im Frühjahr 2014 von den
beiden Geschäftsführern Dr. Florian Schmid und Patrick Reininger gegrün-
det. Vorsitzender des Aufsichtsrats ist Prof. Dr. Ricardo Büttner. Das Unter-
nehmen beschäftigt derzeit acht Mitarbeiter. Weitere Informationen unter:
www.10minutes.de
Über 10minutes